[Alban Köhler (1874-1947): Inventor of grid therapy]

2012 
Zusammenfassung Die Gitter- oder Siebmethode („grid therapy“, „sieve therapy“) zur raumlichen Fraktionierung bei Kilo- und Megavolt-Rontgenbestrahlung tief liegender Tumoren wurde 1909 von Alban Kohler, einem Radiologen in Wiesbaden, erfunden und mit etwa 60 bis 70 kV Rontgenrohren vor 1913 an einigen Patienten erprobt. Kohler druckte mit dem Bleimantel der Rohre ein mit Klebeband befestigtes Eisengitter (1 mm dicke, viereckige Eisendrahte mit etwa 2,0 bis 2,5 mm weiten, quadratischen Maschen) so kraftig an die mit dunnem Gemsleder bedeckte Haut uber dem Tumor bis sie erblasste. Dann bestrahlte er das Feld mit bis zu etwa 6 Erythemdosen [ED]. Anschliessend reinigte er die Haut grundlich, desinfizierte und bandagierte sie. Da ein Wall durch Eisendraht geschutzter Zellen und Gefase die nekrotisch gewordenen Hautinseln in den Maschen umgab, heilte die Haut in wenigen Wochen. Kohlers Erfindung, anfanglich abgelehnt oder ignoriert, wurde in den letzten 7 Jahrzehnten zur palliativen Behandlung voluminoser maligner Geschwulste klinisch erfolgreich angewandt. So wurde sie seit 1990 in den mikroskopischen Bereich ubertragen zur Bestrahlung fortgeschrittener Ratten- und Mausetumoren, unter Verwendung einer Schar hochintensiver, mikroplanarer, auch in der Tiefe des Gewebes fein fraktionierter, mittelharter (mediane Energie etwa 100 keV) Synchrotronstrahlen. Diese Rontgenstrahlen divergieren auch tief unter der Haut praktisch nicht und schadigen normales Gewebe nur wenig. Weitere Behandlungsversuche mit Mikrostrahlen bei groseren Tieren stehen bevor. Eine solche Bestrahlung konnte sich klinisch zur nebenwirkungsarmen Palliation von sonst kaum therapierbaren Tumoren eignen, dies wohl auch bei Kleinkindern.
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