Über Web 2.0 und GDI zur ePartizipation 2.0 - Ein GIS-basierter Ansatz zur Unterstützung der Partizipation in Verwaltungs- und Planungsprozessen von Kommunen
2011
Begriffe wie Partizipation, Burgergesellschaft, aktivierender bzw. gewahrleistender Staat sind im politischen, verwaltungsrechtlichen und raumplanerischen Diskurs heute allgegenwartig. Gemein ist diesen Ansatzen die Idee, den Burgern in starkerem Mase Verantwortung zur Sicherung des Gemeinwohls zu ubertragen; ihnen gleichzeitig aber auch umfangreichere Teilhabe an Entscheidungsfindung und am politischen Leben zu gewahren. Aufgrund der unmittelbaren Betroffenheit und Nahe des Burgers von bzw. zu kommunalen Verwaltungsprozessen, Planungsleistungen und Entscheidungen ist das Konzept der gesellschaftlichen Teilhabe auf Ebene der Kommunen von besonderer Relevanz. Zudem stellen Herausforderungen wie demographischer Wandel und kommunale Finanzknappheit bereits heute gangige Angebote und Leistungen von Stadten und Gemeinden ebenso in Frage wie traditionelle Planungsansatze. Die fur Deutschland kennzeichnenden demographischen Entwicklungstrends, insbesondere Bevolkerungsalterung und
-ruckgang, durften die Herausforderungen fur Stadte und Gemeinden weiter steigern und deren finanzielle Spielraume einengen. Ein noch umfassenderes Einbeziehen der Zivilgesellschaft zur Sicherung des Gemeinwohls konnte einen Schlussel zur Losung dieses Dilemmas darstellen.
Entsprechend mussten dem Burger jedoch auch weiter reichende Partizipationsmoglichkeiten geboten werden – das Internet konnte dabei eine zentrale Rolle spielen. Dieser Annahme folgend wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten verschiedenste Anstrengungen unternommen, das World Wide Web (WWW) zur Unterstutzung von Teilhabe in kommunalen Planungs- und Verwaltungsprozessen zu nutzen. Aufgrund der Bedeutung des Raumbezugs fur kommunales Handeln spielen Geoinformationssysteme (GIS) in Zusammenhang mit Planungs- und Verwaltungsprozessen eine entscheidende Rolle. Entsprechend wurden vielfaltige Partizipationswerkzeuge in Form von online Participation GIS (PGIS), Public Participatory GIS (PPGIS) oder als online Planning Support Systems (PSS) entwickelt. Die Akzeptanz dieser GIS-gestutzten E-Partizipationsplattformen durch den Burger verlief bisher allerdings weitgehend enttauschend.
Eine Reihe aktueller Entwicklungen im Umfeld des World Wide Webs bieten diesbezuglich jedoch neue Moglichkeiten. Einerseits ermoglicht das heutige Web 2.0 neue Formen der Partizipation u.a. durch Einbeziehung von Earth- bzw. Mapviewern, dem freiwilligen Organisieren in (ortsbezogenen) Social-Network-Gruppen oder durch die Nutzung von mobilen Diensten wie Twitter. Unmengen von Nutzern lassen sich vom digitalen Raum (im engeren Sinne) faszinieren und engagieren sich freiwillig. Liese sich dieser Hype fur kommunale Planungs- und Verwaltungsprozesse nutzen, konnte raumbezogene Online-Partizipation eine neue Qualitat erreichen und ein nie gekanntes Nutzerpotential erschliesen.
Daruber hinaus wird sich der Zugang zu qualifizierten Geodatenbestanden in Europa zukunftig deutlich verbessern. Angetrieben durch die INSPIRE-Richtlinie der EU werden derzeit Geodateninfrastrukturen (GDI) auf verschiedenen Verwaltungsebenen aufgebaut, die den Zugang zu verteilt vorliegenden qualifizierten Geodaten uber das Internet verbessern und mittels einheitlicher Standards die Einbindung in Anwendungen sowie Prozessen deutlich erleichtern. Die raumbezogene Planung, die zwingend qualifizierte Geoinformation verschiedener Masstabsebenen benotigt, stellt folglich ein potenzielles Anwendungsgebiet fur Geodateninfrastrukturen dar.
Der vorliegende Beitrag zeigt auf, inwiefern GIS-basierte E-Partizipationsformen von Web 2.0 Technologien profitieren und wie entsprechende Werkzeuge unter Einbeziehung von Geodateninfrastrukturen und unter Verwendung von Standards aufgebaut werden konnen. Neben konzeptionellen Fragestellungen wird zudem die Umsetzung eines „E-Partizipation 2.0“-Werkzeugs fur die kommunale Praxis skizziert.
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