Der 'Clean Development Mechanism' : Unsicherheit bei der Projektevaluierung und langfristige Anreize für Entwicklungsländer ; mit Fallanalysen im Energie und Transportsektor

2003 
Im Rahmen der internationalen Verhandlungen zum Klimaschutz haben sich die Industrielander zur Deckelung ihres Treibhausgasausstoses verpflichtet. Um die Industriestaaten bei der Umsetzung dieser klimapolitischen Verpflichtungen zu entlasten und gleichzeitig die Entwicklungslander auf dem Weg zu okologisch nachhaltiger Entwicklung zu unterstutzen, fuhrt das Protokoll von Kyoto den Clean Development Mechanism (CDM) ein. Im Rahmen des CDM konnen Investoren aus Industriestaaten Klimaschutzprojekte in Entwicklungslandern durchfuhren oder finanzieren und die damit erzielten Emissionsreduktionen auf ihre eigenen Reduktionsverpflichtungen anrechnenen lassen. Bei der Ermittlung der durch ein CDM-Projekt erzielten Emissionsreduktionen stellt sich das Problem, dass nach Projektdurchfuhrung nicht mehr gemessen werden kann, wie viel im kontrafaktischen Referenzfall (Baseline) emittiert worden ware, wenn es den CDM nicht gegeben hatte. Die Projektentwickler haben daher einen Anreiz, ein hoheres Baseline-Emissionsniveau vorzutauschen, um mehr Reduktionszertifikate zu erhalten. Auserdem mussen alle indirekten Emissions-Effekte des Projekts identifiziert und bewertet werden. Im ersten Teil der Arbeit werden anhand von formalen Modellen, Expertenbefragungen und Fallbeispielen im Energie- und Transportsektor folgende Fragen untersucht: 1.Welche Methoden zur Ermittlung der Projekt-Baseline und zur Quantifizierung der indirekten Emissionseffekte stehen zur Verfugung? 2.Welche Arten von Unsicherheit gibt es bei der Evaluierung von CDM-Projekten und welche Methoden eignen sich zur Ermittlung und Darstellung dieser Unsicherheit? 3.Wie gros sind die Fehlerpotentiale bei der Berechnung der Emissionsreduktionen in Abhangigkeit unterschiedlicher Projekttypen? 4.Konnen die Emissionsreduktionen bei mehreren Projekten auf einer Wertschopfungskette eindeutig zugeordnet werden und welche Zuordnungsregeln sind sinnvoll? 5.Wie sind die im CDM auftretenden Probleme im Vergleich zu alternativen Instrumenten wie dem internationalen Handel mit Emissionsrechten zu bewerten? Daruber hinaus wird gezeigt, welchen langfristigen Einfluss die Wahl der Baseline-Methode, auf die von den Firmen gewahlten Emissionspfade hat und zu welchen Ineffizienzen dies fuhrt. Im zweiten Teil der Arbeit wird untersucht, ob und unter welchen Rahmenbedingungen der CDM zu hoheren Kosten fur die Entwicklungslander in der Zukunft fuhren konnte. Dabei wird zunachst die sog. Ausverkaufs-These gepruft, die besagt, dass Entwicklungslander im CDM ihre billigsten Klimaschutzoptionen zu Schleuderpreisen an Industriestaaten verauserten. Da diese Optionen nicht mehr zur Verfugung stunden wenn die Entwicklungslander selbst in Emissionsauflagen einwilligen, seien sie dann gezwungen, auf teurere Reduktionsmasnahmen auszuweichen. Anschliesend wird in einem dynamischen Kontrollmodell analytisch und numerisch untersucht, wie das Verhalten der Entwicklungslander wahrend des CDM-Regimes von ihren Erwartungen bezuglich der Regeln des nachfolgenden Post-CDM-Regimes abhangt und wie die Regime ausgestaltet werden mussen, damit die Akteure die First-best-Allokation des sozialen Planers realisieren. Es wird gezeigt, unter welchen Konstellationen und Erwartungen es aus Sicht der Entwicklungslander rational sein kann, sich nicht am CDM zu beteiligen. Dies ist insbesondere dann der Fall wenn die Entwicklungslander fur die Zukunft einen weltweiten Emissionsrechtehandel erwarten, in dem sich die zugeteilte Zertifikatemenge am Baseline-Emissionspfad der Entwicklungslander orientiert.
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