Die gesundheitliche Ernährungslenkung als Ausdruck einer ideellen Einstellung zur Ernährung

1939 
Zum Schlus bleibt noch die Frage zu erortern ubrig, ob die gesundheitliche Ernahrungslenkung mit dem Augenblick ihr Ziel erreicht hat, in dem alle Erkenntnisse und Ratschlage, die nur gegeben werden konnen, befolgt werden und die gewunschten Erfolge auf die allgemeine Volksgesundheit und Leistungs- fahigkeit eintreten. Das ware an sich allerdings ein Erfolg, dessen Auswirkungen man sich heute kaum vorzustellen wagt. Eindammung der Caries auf wenige Prozente statt 98% Durchseuchung, Verschontsein von dem Heer der Stoff- wechselkrankheiten usw., schlieslich Gesundheit und Leistungsfahigkeit bis in das hohe Alter hinein — das alles wurde nicht nur dem einzelnen das Leben angenehmer und erfolgreicher gestalten, sondern es wurde die Volkskraft jener in der Ernahrung derart gesundheitlich gelenkten Volker so unerhort starken, das eine Anderung des gesamten Weltbildes die Folge sein konnte. Trotzdem mochte ich behaupten, das die gesundheitliche Ernahrungslenkung dann in einer Beziehung nichts anderes erreicht haben wurde, als was die wirtschaftliche Ernahrungslenkung schon vor ihr erreicht hat, namlich ein rein materielles Ziel. Das Verlangen nach einer „kraftigen”, d. h. konzentrierten, ballastarmen, energiereichen Ernahrung ware vertauscht mit der Angewohnung an eine „leichte”, d. h. schutzstoffreiche Ernahrung. Dem Glauben an Weisbrot und Fleisch ware der Glaube an Vollkornbrot, Gemuse und Obst gefolgt.
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