Die Universität St. Gallen als Wirtschaftsfaktor. Wem nutzt die Universität St. Gallen wirklich

2000 
Studierende stellen die grossten Nutzniesser der Universitat St. Gallen dar: Sie nehmen ihre Leistungen in Anspruch, verlassen dann aber die Region nach dem Studium wieder. Eine verhangnisvolle Investition der Stadt und des Kantons St. Gallen also? Universitaten im allgemeinen, wie auch die Universitat St. Gallen im speziellen, haben sowohl einen gesellschaftlichen als auch einen wirtschaftlichen Auftrag: Sie dienen der Verbesserung des Wissenskapitals der Bevolkerung (=Investition), womit in mittel- bis langfristiger Hinsicht die Innovations- und Leistungsfahigkeit der Wirtschaft gestarkt werden soll (=Ertrag). Dem liegt die Annahme zugrunde, dass der zu erwartende Ertrag um so hoher ist, je mehr Investitionen getatigt werden. Hinweise darauf, dass diese Annahme so nicht funktioniert, gibt es zuhauf: Storungen in diesem Ablauf resultieren immer wieder in teilweise hitzigen Diskussionen uber die Hohe offentlicher Bildungsausgaben. Am Beispiel der Universitat St. Gallen lasst sich das Trilemma recht deutlich darstellen, in dem sich aber auch andere Hochschulen befinden: Das Trilemma der Universitaten liegt zunachst darin, dass sie fur unterschiedliche Gruppen unterschiedlichen Nutzen schaffen und die Nutzniesser nicht identisch mit den Gruppen der Finanzierer bzw. Kostentrager sind. Universitaten leisten im einzelnen einen dreifachen Nutzen: (1) Ausbildung: Davon profitieren in erster Linie die Studierenden, von denen rund 16 Prozent aus dem Kanton St. Gallen stammen. Ein eng damit zusammenhangendes Problem ist die hohe Abwanderungsrate der Studierenden nach Studienabschluss. (2) Beschaftigung: Die Universitat St. Gallen beschaftigt mehr als 900 Personen. Sie gehort damit zu den grossten Arbeitgebern in der Stadt St. Gallen. Und die meisten dieser Personen geben das Geld uberwiegend wieder in der Region aus. (3) Wirtschaft: Sie ist letztendlich der grosste Nutzniesser der Universitaten; fur sie entstehen sowohl kurzfristige, als auch mittel- bis langfristige Effekte: Kurzfristige Effekte betreffen vor allem Lieferanten, welche von den erheblichen Leistungseinkaufen der Universitat profitieren. Unternehmen allgemein verbessern ihre Innovations- und damit ihre Wettbewerbsfahigkeit mittel- bis langfristig durch Wissenstransfer mit der Universitat und deren Instituten uber Kooperationen, gemeinsame Projekte und Entwicklungen sowie durch Auftragsvergaben. Mittel- bis langfristige Effekte entstehen daruber hinaus auch dadurch, dass die direkt von der Nachfrage betroffenen Zulieferer der Universitat wiederum bei ihren Zulieferern Einkommens- und Beschaftigungseffekte auslosen. Insgesamt werden dadurch erhebliche Multiplikatoreffekte in der Region erzielt. Der langfristig jedoch bedeutendste Nutzenaspekt wird durch die Beschaftigung von Hochschulabsolventen in bestehenden Unternehmen, (halb-)offentlichen Einrichtungen und in Neugrundungen erreicht. Am Institut fur Offentliche Dienstleistungen und Tourismus (IDT-HSG) wird derzeit eine Studie durchgefuhrt, die nicht nur die Kosten der Universitat St. Gallen ermittelt, sondern auch deren Nutzen im zeitlichen Verlauf aufzeigt. Dabei stellt sich heraus, dass nicht alle Bereiche der Universitat gleichermassen der regionalen Wirtschaft dienen oder mit ihr verflochten sind und das aufgrund ihrer Aufgabenstellung auch gar nicht sein konnen. Erste Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Universitaten insgesamt vielmehr ein Nutzen- als ein Kostenfaktor darstellen.
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