Der tragische Held des Realismus. Zur Rezeption von Louis Aragon in der DDR

2016 
Wie wenige andere Schriftsteller der franzosischen Moderne ist Louis Aragon uber den gesamten Zeitraum ihres Bestehens mit der DDR verbunden. Sein vielseitiges, zwischen Surrealismus, sozialistischem Realismus und einem sogenannten experimentellen Realismus changierendes Werk bot Anlass fur eine lebhafte und umfangreiche Auseinandersetzung im sozialistischen deutschen Staat. Dies liegt auch an der streitbaren Personlichkeit und an seinem engen Kontakt mit den kommunistischen Eliten Frankreichs. Es dauert bis in die 1980er Jahre hinein, dass aus dem Politikum Aragon in der DDR wieder ein Schriftsteller wird, den man weitgehend ideologiebefreit fur seine literarischen Qualitaten schatzen kann. Die Reaktionen auf sein Werk und sein offentliches Auftreten reichen von sachlicher Auseinandersetzung mit seinem Realismusbegriff uber Zweifel an seiner personlichen Integritat bis zum beinahe interesselosen Wohlgefallen an den literarischen Reizen seines dadaistisch-surrealistischen Fruhwerks. Der Artikel versucht im Charakter eines chronologischen Uberblicks die wichtigsten Stationen und Bruche innerhalb dieser Rezeptionsgeschichte aufzuzeigen. Er bedient sich dabei insbesondere der Druckgenehmigungsverfahren, vermittels derer das Ministerium fur Kultur versuchte, den Buchmarkt der DDR zu kontrollieren. In der Tatsache, dass oft dieselben Personen mit den Verlagen, den Zensurorganen und der wissenschaftlichen Forschung interagierten, zeigt sich die Besonderheit der Rezeption in der DDR.
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