Entwicklung und Stellenwert der ambulanten kardiologischen Rehabilitation imdeutschsprachigen Raum

2014 
Die kardiologische Rehabilitation ist ein Prozess, bei dem herzkranke Patienten mit Hilfe eines multidisziplinaren Teams darin unterstutzt werden, die individuell bestmogliche physische und psychische Gesundheit und die soziale Integration wieder zu erlangen und langfristig aufrechtzuerhalten. Sie ist ein integraler Bestandteil einer am langfristigen Erfolg orientierten umfassenden Versorgung von Herzpatienten. Die Wirksamkeit der ambulanten kardiologischen Rehabilitation ist bei Patienten nach Myokardinfarkt, nach aortokoronarer Bypassoperation und bei chronischer Herzinsuffizienz erwiesen. Randomisierte Studien zur ambulanten Form wurden bislang aber ausschlieslich im angloamerikanischen Raum durchgefuhrt. In diesen Studien konnte die Wirksamkeit vor allem fur auf korperlichem Training basierenden Rehabilitationsprogrammen nachgewiesen werden. Diese Studien mit in der Regel uber mehrere Monate dauernden Rehabilitationsprogrammen lassen sich aufgrund der darin untersuchten unterschiedlichen Reha-Formen nicht einfach auf die im deutschsprachigen Raum praktizierten Programme ubertragen. Zur Wirksamkeit sowohl der ambulanten als auch der stationaren kardiologischen Rehabilitation gibt es jedoch besonders aus Deutschland mehrere Kohorten-Studien. Die aktuellsten Ergebnisse zeigen zumindest bei Patienten mit stationarer Rehabilitation nach einem akuten kardialen Ereignis eine signifikante Reduktion klinisch bedeutsamer Folgeereignisse. Folgend der derzeit vor allem aus ambulanten Programmen verfugbaren Datenlage wird sowohl der ambulanten als auch der stationaren kardiologischen Rehabilitation insbesondere nach Myokardinfarkt in den internationalen Leitlinien eine Empfehlungsklasse I (USA) und IIa (Europa) zugeteilt. Sowohl in Osterreich als auch in Deutschland und der Schweiz etablierte sich die kardiologische Rehabilitation in ihren Anfangen, im Gegensatz zu den ubrigen westeuropaischen Landern und den USA, primar in wohnortfernen stationaren Zentren. In den letzten 10–20 Jahren haben sich zusatzlich ambulante, wohnortnahe Rehabilitationszentren entwickelt. Trotzdem wird in allen drei Landern der uberwiegende Anteil der Patienten nach wie vor stationar rehabilitiert. Die Frage der Zukunft ist nicht so sehr ob ambulant oder stationar sondern vielmehr „Welcher Patient benotigt welches Programm?“ Die kardiologischen Rehabilitationsprogramme werden in Zukunft mehr von den individuellen Bedurfnissen der betroffenen Patienten beeinflusst werden. Wahrend die stationare kardiologische Rehabilitation langst gut etabliert ist, sind die Potentiale der ambulanten kardiologischen Rehabilitation noch keineswegs ausgeschopft. Die ambulante wohnortnahe Rehabilitation ermoglicht fur bestimmte Patientengruppen eine voll oder teilweise berufsbegleitende Rehabilitation, eine Flexibilisierung des zeitlichen Ablaufs der Masnahme, sowie eine intensive Integration des familiaren und sozialen Umfeldes der Patienten. Zudem konnen ambulante Rehabilitationseinrichtungen wichtige Aufgaben bei der Langzeitbetreuung von Hochrisikopatienten sowie Patienten nach Entlassung aus der stationaren Rehabilitation ubernehmen. Die Initiierung und Erprobung solcher alternativen und erganzenden Programme ist eine Aufgabe fur die Zukunft, die zu einer weiteren Verbesserung des umfassenden kardiologischen Rehabilitationssystems beitragen kann. Vorteile der ambulanten Form der kardiologischen Rehabilitation sind die potenziell grosere Flexibilitat im zeitlichen Ablauf, die Einbeziehung Angehoriger und die Vernetzung mit den wohnortnahen medizinischen Einrichtungen, insbesondere den Hausarzten, den Kliniken, den Betriebsarzten, den intensivierten Nachsorgeprogrammen und den ambulanten Herzgruppen. Vor diesem Hintergrund sind auch weitere Indikationen wie die Betreuung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz oder von alten Patienten die von ihrer hauslichen Umgebung abhangig sind moglich. Ambulante kardiologische Rehabilitationszentren konnten sich auch zu generellen kardiologischen Praventionszentren entwickeln, in denen Schulungs- und Trainingsprogramme auch im Bereich der Primarpravention durchgefuhrt werden.
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