„Sie wissen aber schon, Herr M., das wird keine Aufnahme“

2019 
In einer qualitativen Fokusgruppenstudie wurden die Erlebnisse und Sichtweisen von psychiatrieerfahrenen Personen zu den Prozessen im Vorfeld einer psychiatrischen stationaren Aufnahme erfasst und mittels Themenanalyse analysiert. Ziel der Studie war es, die Beweggrunde fur eine von Betroffenen selbst angestrebte stationare psychiatrische Aufnahme und die damit verbundenen Entscheidungs- und Handlungsspielraume zu verstehen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Betroffene auch direkt ohne Uberweisung an ein Krankenhaus wenden mit dem Ersuchen um stationare psychiatrische Aufnahme, wenn in Krisensituationen die punktuelle Betreuung im niedergelassenen Bereich als unzureichend empfunden wird. Die Entscheidung, eine stationare psychiatrische Aufnahme anzustreben, wird im Spannungsfeld zwischen positiven Erwartungen bezuglich therapeutischer Hilfe und Sicherheit einerseits, und negativen Vorerfahrungen und Vorbehalten, wie Stigma und Zwang, andererseits, getroffen. Das Thema Zwang ist allgegenwartig in den Schilderungen der Betroffenen, auch dann, wenn keine personlichen Erfahrungen damit gemacht wurden. Der Prozess des Anstrebens einer Aufnahme wird als belastend und schwierig erlebt. Betroffene erleben sich nicht als gleichwertige Partner bezuglich der Entscheidung, ob es zu einer Aufnahme kommt oder nicht – Angehorige, niedergelassene Arzte, Rettung und Polizei erlebten die Betroffenen als deutlich einflussreicher als sich selbst. Aus den Analysen wird geschlossen, dass die Koordination und Kontinuitat zwischen ambulanter und stationarer Versorgung verbessert und zusatzliche Angebote zwischen den punktuellen ambulanten Kontaktmoglichkeiten und voll stationaren Krankenhausaufenthalten geschaffen werden sollten.
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