Die stationäre und teilstationäre psychosomatische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland

2019 
In Deutschland gibt es insgesamt 278 Krankenhauser, Fach- und Rehabilitationskliniken mit einem Behandlungsangebot fur psychosomatische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Davon sind 173 kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilungen, 80 padiatrische Abteilungen, 23 Rehabilitationskliniken und 10 psychosomatisch-psychotherapeutische Fachkliniken sowie zwei Kliniken anderer Art. Mit 60% wird der uberwiegende Anteil der stationaren und teilstationaren psychosomatischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland von Facharzten fur Kinder- und Jugendpsychiatrie gewahrleistet, weitere 33% von Facharzten fur Kinder- und Jugendmedizin. Facharzte fur Psychosomatische Medizin sind nur zu 4% beteiligt. Spezielle Psychosomatikabteilungen oder –Stationen, welche interdisziplinar und multiprofessionell betrieben werden, gibt es vor allem in den padiatrischen Kliniken, aber auch in einigen Kinder- und Jugendpsychiatrien. Von diesen Stationen gibt es 59 mit meist 4 bis 12 Betten. 75% der hier untersuchten Kliniken haben jedoch keine spezialisierte Abteilung. Hier werden zwar oft psychosomatische Erkrankungen in den Behandlungsschwerpunkten angegeben, die Patienten mit psychosomatischen Beschwerden werden jedoch zusatzlich neben vielen anderen somatischen oder psychiatrischen Krankheitsbildern behandelt. Ein entsprechendes Team oder ein uberzeugendes Behandlungskonzept fehlt hier leider oft. Eine spezialisierte Versorgung, wie sie im Gebiet der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie im Erwachsenenbereich fast flachendeckend sowohl im stationaren Krankenhausbereich sowie zusatzlich etwa 16tsd. Betten im Rehabereich besteht, findet sich fur psychosomatisch erkrankte Kinder und Jugendliche mit Ausnahme der 59 speziellen Psychosomatikstationen sowie der wenigen psychosomatischen Fachkliniken in den Internetprasenzen der ubrigen Hauser nicht nachvollziehbar dargestellt. Auch der Anteil und besonders die Haufigkeit und Regelmasigkeit der KJPkonsiliarischen Betreuung erscheint nach den Ruckmeldungen sehr gering. Damit wird nicht nur moglichen Einweisern wie niedergelassenen Padiatern oder Hausarzten wenig Transparenz geboten, sondern auch den betroffenen Eltern wird die Entscheidung bezuglich der Eignung einer Klinik fur ihr erkranktes Kind nicht leicht gemacht. Insbesondere die Situation im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, bei der in der Regel der Erstwohnsitz daruber entscheidet, welche Klinik zustandig ist, steht im krassen Gegensatz zur Freiheit, sich fur eine der spezialisierten Psychosomatikstationen in den Kinderkliniken oder Psychosomatischen Kliniken zu entscheiden. Die Versorgungslage im Bundesgebiet differiert stark. Insbesondere Niedersachsen,aber auch Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen liegen hier weit unter dem Durchschnitt. Verhaltnismasig gut sieht dagegen die Lage in den meisten ostdeutschen Bundeslander aus, die uberwiegend uberdurchschnittlich versorgt sind. Insgesamt gibt es fast 10000 Betten und teilstationare Platze, die theoretisch fur die Behandlung von Kindern und Jugendlichen zur Verfugung stehen, viele davon werden jedoch auch fur Patienten mit anderen Erkrankungen genutzt. Speziell fur die Psychosomatik stehen 898 Platze zur Verfugung, von denen mindestens 133 nur teilstationar sind. Dies ist eine geringe Menge, wenn man von davon ausgeht, dass ca. 15% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter psychosozialen Verhaltensstorungen leiden, selbst wenn nicht alle von diesen eine stationare Behandlung benotigen.
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