Vom Sinn des Verfahrenskonzepts und der Verfahrensvielfalt – und warum das Baukasten-System in der Psychotherapie nicht funktioniert

2019 
Fragestellung: In Deutschland sind die geltenden Psychotherapierichtlinien fur die ambulanten Behandlungen verfahrensorientiert ausgerichtet und auch die psychotherapeutische Aus- und Weiterbildung erfolgt im deutschen Gesundheitssystem verfahrensbezogen. In letzter Zeit werden jedoch Stimmen laut, die sich gegen die Beibehaltung des Verfahrensbegriffs in der Psychotherapie aussprechen und damit auch die Richtlinien-Psychotherapie in Frage stellen. Ziel: Die vorgebrachten Argumente (z.B. die Heterogenitat der Verfahren) sowie die vorgetragenen Alternativen (z.B. ein verfahrens-ubergreifendes „integratives“ Storungs- und Therapiemodell nach dem Baukasten-Prinzip) werden kritisch diskutiert. Ergebnisse: Die vorgebrachten Argumente gegen das Konzept der Verfahren und die prasentierten Alternativen erweisen sich unter wissenschaftlichen und psychotherapeutischen Gesichtspunkten als wenig uberzeugend. Zum einen wird gezeigt, dass Psychotherapie nach dem Baukasten-Prinzip anhand von storungsspezifischen Methoden oder Modulen „verfahrens-ubergreifend“ weder gelernt noch gelehrt oder ausgeubt werden kann. Zum anderen gibt es fur eine „allgemeine“ oder „integrative“ Psychotherapie bisher keinerlei Evidenz – im Unterschied zu den Richtlinien-Verfahren. Schlussfolgerungen: Das Konzept der Psychotherapie-Verfahren erweist sich als ein unverzichtbares Orientierungsprinzip sowohl fur Therapeuten als auch fur Patienten.
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