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Gerechtigkeit und Gesundheit

2020 
Gerechtigkeit beschaftigt die Menschheit seit sehr langer Zeit. Erste Abhandlungen dazu finden sich bereits in der Zeit der fruhen Hochkulturen des 2. Jahrtausends vor der christlichen Zeitrechnung. Darin wird sie als eine menschliche Tugend beschrieben, die darin begrundet ist, dass sich Menschen gegenseitig etwas schulden und den Machtigen nicht alles erlaubt sei. So lasst etwa Platon Sokrates sagen: Gerechtigkeit gehore „zu dem Schonsten, was sowohl um seiner selbst willen als auch wegen dessen, was daraus folgt, dem, der gluckselig sein will, wunschenswert ist“ (Platon 1989, 358a). Interessant ist dabei, dass gerechtes Handeln (z. B. der Machtigen) zwar einerseits „um seiner selbst willen“ gefordert wird. Ein gerechtes Handeln zeichnet den Einzelnen als tugendhaft aus und unterscheidet ihn von denjenigen, die nicht uber diese Tugend verfugen und die Interessen, Bedurfnisse oder Rechte ihrer Mitmenschen missachten. Doch das Sokrates-Zitat verweist auch auf einen zweiten Strang der Begrundung, warum Gerechtigkeit erstrebenswert ist: Es sind die aus einem gerechten oder ungerechten Handeln folgenden Reaktionen und die zu erwartenden Konsequenzen. Dem liegen zwei Annahmen zugrunde: Erstens, dass Menschen uber einen Gerechtigkeitssinn verfugen und „wissen“, was gerecht oder ungerecht ist; und zweitens, dass es im Denken und Handeln jedes Einzelnen einen Unterschied macht, ob er oder sie ungerecht oder gerecht behandelt wird. Weil gerechtes oder ungerechtes Handeln (z. B. der Machtigen) Konsequenzen hat und deshalb positiv oder negativ auf den Handelnden zuruckfallen kann, ist Gerechtigkeit auch eine Forderung der Klugheit: Wer die negativen Konsequenzen von Ungerechtigkeiten vermeiden mochte, sollte tunlichst gerecht handeln.
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