Wandel der Einstellungen zu sozialer Ungleichheit in Deutschland und Ungarn

1994 
Die Vereinigung beider Teile Deutschlands hat sowohl fur den Osten als auch fur den Westen zu erheblichen Umbruchen in den bestehenden Systemen sozialer Ungleichheit gefuhrt. In Ostdeutschland ist ein komplettes Gesellschaftssystem zusammengebrochen, das unter dem okonomischen Aspekt gekennzeichnet war durch relativ geringe Unterschiede zwischen den Menschen hinsichtlich Einkommen und Vermogen, durch das Fehlen von Arbeitslosigkeit, durch eine allgemeine Daseinsvorsorge durch den Staat — wenn auch auf niedrigem Niveau — und relativ geringe Handlungsspielraume fur den wirtschaftenden Menschen, bedingt unter anderem durch die weitgehende Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Innerhalb der formal sicheren Arbeitsverhaltnisse konnten sich allerdings individuelle Initiativen und Leistungswillen nicht entfalten (Hader 1991: 4 Iff). Burokratische Uberreglementierung, schlechte Organisation, veraltete Technik und logistische Probleme haben masgeblich dazu beigetragen. Die offiziell propagierten Leistungsnormen standen dem scheinbar unvermittelt gegenuber. Die Motivationsfunktion der Kollektiverwartungen durfte als eher gering veranschlagt werden: Die Beschaftigten erwarteten vom Kollektiv soziale Einbindung und nicht die Bewertung individueller Leistungen. Die berufliche Mobilitat war in der DDR in den 80er Jahren nur schwach ausgepragt. Die Ursachen waren starre arbeitsrechtliche und tarifliche Regelungen und insbesondere ein chronischer Arbeitskraftemangel. Untersuchungen haben auch ergeben, das die Anpassungsbereitschaft der Beschaftigten an berufliche Veranderungen nur gering war (Hader 1991: 48).
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