Therapieempfehlungen zur Versorgung von Verletzungen der subaxialen Halswirbelsäule

2017 
Im Rahmen eines Konsensusprozesses der Arbeitsgruppe „subaxiale HWS-Verletzungen“ der Sektion Wirbelsaule der DGOU erfolgte in 4 Sitzungen im Jahre 2016 die Erstellung der vorliegenden Therapieempfehlungen unter Berucksichtigung der vorhandenen Literatur. Therapieziele sind eine dauerhaft stabile, schmerzfreie Halswirbelsaule und der Schutz vor sekundaren neurologischen Schaden unter grostmoglicher Berucksichtigung der Beweglichkeit und des Wirbelsaulenprofils. Aufgrund der Praktikabilitat und der guten Evaluation hinsichtlich Reliabilitat sollte die AOSpine-Klassifikation fur subaxiale HWS-Verletzungen fur die Klassifikation zur Anwendung kommen. Es wird die Canadian C-Spine Rule als klinischer Algorithmus zur Entscheidung hinsichtlich der Notwendigkeit einer bildgebenden Diagnostik empfohlen. Bei gemas dieser Regel anamnestisch oder klinisch hohem Verdacht auf eine strukturelle, instabile Verletzung ist die Spiral-CT der HWS Verfahren der Wahl. Die konventionelle Rontgendiagnostik in 2 Ebenen bleibt Fallen vorbehalten, in denen kein „gefahrlicher Unfallmechanismus“ vorliegt. Die Indikation fur die MRT der HWS wird vor allem bei nicht erklarbaren neurologischen Symptomen, bei geplanter geschlossener Reposition und dorsaler Stabilisierung und zum Ausschluss vermuteter diskoligamentarer Verletzungen empfohlen, wobei hier je nach Befundkonstellation eine abgestufte Dringlichkeit gilt. Die CT-Angiografie wird bei hohergradigen Facettengelenkverletzungen oder bei Vorliegen vertebrobasilarer Symptome empfohlen. Die konventionelle Funktionsdiagnostik wird ausschlieslich in Form der arztlich gefuhrten dynamischen Bildwandlerdurchleuchtung bei persistierendem Verdacht auf eine instabile Verletzung empfohlen. Die therapeutische Strategie richtet sich primar nach der Verletzungsmorphologie, die in der AOSpine-Klassifikation beschrieben wird. A0-Frakturen sollten konservativ behandelt werden. A1- und A2-Frakturen sollten meistens konservativ behandelt werden, wobei die segmentale Kyphose in Einzelfallen eine OP-Indikation bedingen kann. A3-Frakturen stellen in den meisten Fallen eine OP-Indikation dar, in Einzelfallen ist eine konservative Behandlung moglich. A4-Frakturen sowie die B- und C-Verletzungen bedurfen einer operativen Therapie. Die ventrale Plattenspondylodese mit interkorporeller Abstutzung (bei Berstungskomponente durch Korporektomie und Wirbelkorperersatz) wird fur die meisten Verletzungen empfohlen, eine rein dorsale oder zusatzlich dorsale Stabilisierung kann bei besonderer Befundkonstellation moglich oder sogar notwendig sein. In diesen Fallen ist die Instrumentierung mit Massa-lateralis-Schrauben zumeist ausreichend; bei Anwendung von Pedikelschrauben in Hohe C III – C VI wird ein Navigationssystem empfohlen. Bei Vorliegen einer ankylosierenden Grunderkrankung (M3-Modifikator) wird hingegen die dorsale, langstreckige Stabilisierung favorisiert.
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