Raumverständnisse und Theorien zu Räumen
2021
Es werden Raumkonzepte in der Vielfalt sozialer Raumkonstruktionen und -beziehungen vorgestellt und eine Synthese vorgeschlagen. Der gesellschaftliche Raum umfasst und ordnet die sozialen Positionen von Personen (Bourdieu). Diese Personen verfugen uber bestimmte Vorstellungen von Raum, wobei diese Vorstellungen sozial weitgehend determiniert sind, aber durch individuelle Aktualisierung immer neu hergestellt werden mussen (Werlen). Auf der Ebene der Gesellschaften differenzieren sich auch unterschiedliche funktionale Teilsysteme aus. Durch das raumbezogene Agieren dieser Teilsysteme wird der angeeignete physische Raum in den physischen Raum als Grundlage der stofflichen Welt eingeschrieben (Lapple). Diese relationalen Einschreibungen reduzieren vielfach den Einfluss des physischen Raumes auf den Menschen (Stichweh). Im Zuge der funktionalen Differenzierung wiederum hat die Gesellschaft (mindestens) ein gesellschaftliches Teilsystem hervorgebracht, das sich mit der wissenschaftlichen Konstruktion von Raum befasst, indem Raum (mindestens) als physisches Objekt, als soziale Vorstellung von Raum und als alltagsweltlicher Handlungsrahmen konzipiert wird (Soja). Diesen Relationen auf den unterschiedlichen Ebenen raumlicher Vorstellungen liegen spezifische Machtbeziehungen zugrunde, die sich in der sozialen Definition von Vorstellungen von Raum, aber auch von Einschreibungen in physische Raume manifestieren. So haben ‚Mindermachtige‘ (Paris 2005), wie zumeist okonomisch schlechter Gestellte, Zuwanderer, Frauen u. a., geringere Chancen ihre Bedurfnisse an Raumen in diese physisch einzuschreiben als Machtigere, allein weil sie in Entscheidungengremien zumeist unterreprasentiert sind.
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