Wenn Menschen (keine) Menschen treffen: Simulation der Auswirkungen von Politikmaßnahmen zur Eindämmung der zweiten Covid-19-Welle

2020 
Um die zweite Corona-Welle im Herbst zu brechen, hat Deutschland im November 2020 einen »Lockdown-light« verhangt. Dieser reichte noch nicht aus, um die von der Politik selbstgesetzten Voraussetzungen fur eine Lockerung der Masnahmen in Form eines Corona-Inzidenzwertes von unter 50 zu erfullen. Die Politik muss nun abwagen, wie sie die Infektionen in den nachsten Wochen weiter zuruckfuhren mochte, wenn sie den Lockdown nicht bis ins Fruhjahr verlangern mochte. Mit Hilfe eines neu entwickelten mikrobasierten Modells simulieren wir die Wirkung verschiedener kontaktreduzierender Politikmasnahmen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Verlangerung des bisherigen Lockdown-light die Zahl der Neuinfektionszahlen in den nachsten Wochen nur sehr langsam reduzieren wurde. Bis Weihnachten wurde der Inzidenzwert deutschlandweit nicht unter 75 fallen. Um die Inzidenz uber Kontaktbeschrankungen weiter zu reduzieren, diskutiert die Politik Optionen, die von verschiedenen Verscharfungen der Restriktionen in Bildungseinrichtungen oder im Einzelhandel bis hin zu weitgehenden Kontakt- und Ausgangsbeschrankungen reichen. Eine Option ist die Einfuhrung von Wechselklassen bzw. digitalem Fernunterricht. Unsere Analysen zeigen, dass eine solche Einschrankung des Schulbetriebs ausreichen konnte, um bis Weihnachten den 7-Tageinzidenzwert von 50 zu unterschreiten. Allerdings drohen grose Kosten im Bereich der Bildung fur Schuler, an deren Schulen die notwendige digitale Infrastruktur und Konzepte fur Homeschooling nicht vorhanden sind. Diese konnten Deutschland langfristig grosen Schaden zufugen. Jedoch ist es auch bei regularem Schulbetrieb moglich, die 7-Tagesinzidenz bis Weihnachten unter 50 zu drucken: Die Simulationen zeigen, dass die Schliesung und Einschrankung weiterer Wirtschafts- und Geschaftstatigkeiten mit offenen Schulen dieselbe Wirkung hatte wie die zusatzliche Schliesung von Schulen bei Fortfuhrung des Lockdown-light. Wenn das Infektionsgeschehen also starker reduziert werden soll, braucht es eine Abwagung, welcher Schaden wirtschaftlich und gesellschaftlich hoher einzustufen ist: der langfristige durch die Einschrankung der Schulen oder der kurzfristige durch die Schliesung weiterer Wirtschaftszweige.
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