Aktuelle Entwicklungen in der Ernährungstherapie von Intensivpatienten

2018 
Identifikation von Intensivpatienten mit hohem Risiko einer Mangelernahrung  Mehr als 50 % der Intensivpatienten weisen bereits bei Aufnahme eine unspezifische Mangelernahrung auf, jeder 10. Patient eine Protein-Energie-Mangelernahrung. Bei lediglich ⅓ der Intensivpatienten ist keine Mangelernahrung nachweisbar. Die Sterblichkeit von Intensivpatienten mit unspezifischer und/oder Protein-Energie-Mangelernahrung ist erhoht. Zur Identifikation dieser Risikopatienten sind klinische Scores wie der NRS 2002 etabliert. Ernahrungstherapie kritisch kranker Patienten  Zur Ernahrungstherapie kritisch kranker Patienten gibt es neue evidenzbasierte europaische (ESPEN) und deutsche Leitlinien (DGEM). Energiebedarf  Die indirekte Kalorimetrie ist weiterhin der Goldstandard zur Bestimmung des Energiebedarfs. Ist eine Kalorimetrie nicht verfugbar, sollte im klinischen Alltag der Energiebedarf in der Akutphase mit 24 kcal/kg KG/d (DGEM-Leitlinie) bzw. 20 – 25 kcal/kg KG/d (ESPEN-Leitlinie) bei nicht adiposen Patienten (BMI  2 ) abgeschatzt werden. Bei adiposen Patienten mit einem BMI von 30 – 50 kg/m 2 sollte ein Energieziel von 11 – 14 kcal/kg KG/d (tatsachliches Korpergewicht) und bei Patienten mit einem BMI > 50 kg/m 2 eines von 22 – 25 kcal/kg (ideales Korpergewicht) erreicht werden. Proteinbedarf  Der Proteinbedarf kritisch kranker Patienten liegt bei 1,2 – 1,3 g/kg KG/d tatsachliches aktuelles Korpergewicht. In der fruhen Akutphase (Tag 1 – 3) sollte die Ernahrung mit 75 % des Proteinziels begonnen und bis zum Ende dieser Phase auf 100 % gesteigert werden, um eine prognostisch ungunstige hyperkalorische Ernahrung in der Akutphase zu vermeiden. Start der Ernahrungstherapie: wann und wie?  Die Ernahrungstherapie von Intensivpatienten soll innerhalb von 24 – 48 h nach Aufnahme in Form einer fruhen enteralen Ernahrung initiiert werden. Zeitpunkt des Erreichens des kalorischen Ziels  In zwei grosen prospektiven, randomisierten, multizentrischen klinischen Studien (CALORIE und NUTRIREA-2) wurde gezeigt, dass parenterale und enterale Ernahrung bei kritisch kranken Patienten in den wichtigen klinischen Endpunkten vergleichbar sind. Eine supplementierende parenterale Ernahrung kann in der Akutphase sinnvoll sein, falls das angestrebte (hypokalorische) Energieziel mit enteraler Ernahrung allein nicht zu erreichen ist, eine prognostisch ungunstige hyperkalorische Ernahrung muss jedoch vermieden werden. Probiotika  Die routinemasige Anwendung von Probiotika in der Intensivmedizin wird nicht empfohlen. Gastrale oder post-pylorische Ernahrung?  Standardapplikationsweg einer enteralen Ernahrung sind gastrale Sonden.
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