Der Einfluss des Alkoholisierungsgrades beim ersten Alkoholdelikt auf die Rueckfallwahrscheinlichkeit

1998 
Ziel des Forschungsprojekts war die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Alkoholisierungsgrad beim ersten Alkoholdelikt und der Rueckfallwahrscheinlichkeit. In der steirischen Landeshauptstadt Graz und in zwei steirischen Verwaltungsbezirken wurden aufgrund der Fuehrerscheinakten beziehungsweise der Strafbescheide 437 Personen ausgewaehlt, die im Zeitraum 1986 bis 1991 ein Alkoholerstdelikt aufwiesen. Die Stichprobe bestand nur aus maennlichen Delinquenten, die Altersverteilung entsprach weitgehend der Altersverteilung der an Unfaellen beteiligten Alkoholisierten. Lediglich die 18- bis 20jaehrigen waren staerker repraesentiert, was darauf hindeutet, dass sich Alkohol bei juengeren Lenkern in besonderem Mass auf das Unfallrisiko auswirkt. 90,4 Prozent der Alkoholersttaeter wurden als Pkw-Lenker auffaellig, 79 Personen hatten bei ihrem Alkoholerstdelikt noch ein Zusatzdelikt und 122 Personen hatten im Zusammenhang mit dem Alkoholerstdelikt einen Unfall, bei 25 Unfaellen handelte es sich um einen Unfall mit Personenschaden. Erwartungsgemaess konzentrieren sich die Alkoholerstdelikte auf das Wochenende. Auf die Zeit von 0.00 Uhr bis 3.00 Uhr entfallen 14,3 Prozent der Alkoholunfaelle, aber 35 Prozent der Alkoholdelikte. Umgekehrt entfallen auf die Zeit von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr 24 Prozent der Alkoholunfaelle, aber nur zehn Prozent der Alkoholdelikte. Von 321 Personen der Stichprobe standen genaue Ergebnisse einer Alkomattestung zur Verfuegung, die Alkoholkonzentration der Atemluft wurde in Promille umgerechnet. Der Mittelwert der Alkomattestungen lag bei 1,52 Promille, die am haeufigsten auftretenden Alkoholisierungsgrade lagen im Bereich um 1,3 Promille. Diese Verteilung der Alkoholisierungsgrade entspricht jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht der in der Verkehrsrealitaet gegebenen Verteilung, sondern duerfte von der Ueberwachungspraxis beeinflusst sein. Die Fuehrerscheinentzugsdauer betrug beim Erstdelikt bei 67,5 Prozent der Alkoholauffaelligen einen Monat. Das Hauptergebnis der Untersuchung besteht im Nachweis, dass kein statistisch bedeutsamer Zusammenhang zwischen Alkoholisierungsgrad beim ersten Alkoholdelikt und der Rueckfallwahrscheinlichkeit besteht. Es ist demnach nicht nur bei hohen Alkoholisierungsgraden, sondern bereits bei einer Atemalkoholkonzentration knapp ueber 0,8 Promille mit hohen Rueckfallquoten zu rechnen. Rueckfaelle nach Alkoholfahrten von 0,8 bis 1,2 Promille sind genausowenig zufallsbedingt wie Alkoholfahrten jenseits der 1,6 Promillegrenze. Lenker, die beim ersten Mal mit einer relativ niedrigen Alkoholisierung erwischt werden, werden auch beim zweiten Mal mit einer aehnlichen Alkoholisierung auffallen. Als ueberraschend stark erwies sich der Einfluss des Alters auf die Zusammenhaenge zwischen Alkoholisierungsgrad und Rueckfallwahrscheinlichkeit. Jugendliche Lenker im Alter von 18 bis 24 Jahren haben die hoechsten Rueckfallquoten und dies unabhaengig vom Alkoholisierungsgrad. Junge Lenker werden beim zweiten Alkoholdelikt mit grosser Wahrscheinlichkeit mit einer hoeheren Alkoholisierung als beim ersten Mal entdeckt werden. Am ehesten konnte noch in der Altersgruppe der 25- bis 44jaehrigen ein Zusammenhang zwischen Alkoholisierungsgrad und Rueckfallwahrscheinlichkeit festgestellt werden, was bedeutet, dass der Fuehrerscheinentzug beziehungsweise die Bestrafung hier am ehesten Wirkung zeigt. (KfV/A
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