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Das große, grüne Weltenauge

2010 
Je mehr die Hande zu tun haben, desto weniger qualen sie die Gedanken. Das hat Enkhjargal Bajinnyam in den Jahren des Wartens gelernt. Deshalb setzt sie ein Puzzle zusammen, verklebt die Einzelteile auf der Hinterseite, hangt es an die Wand und beginnt sofort mit einem neuen; deshalb nimmt sie an jedem Ausflug teil, den das Integrationshaus fur seine Bewohnerinnen und Bewohner veranstaltet; und deshalb pinselt sie oft stundenlang grose, ratselhafte Symbole mit Acrylfarbe auf eine Leinwand. Eines dieser Kunstwerke thront jetzt auf ihrem Kleiderschrank: Ein groses, grunes Auge schaut den Betrachter von oben herab an.„Es ist das grose, grune Weltenauge, dem nichts entgeht“, sagt Frau Baljinnjam. Die stammige, freundliche Mongolin war 2002 aus ihrer Heimat gefluchtet — vor einem gewalttatigen Mann und„vielen schlimmen Problemen“, uber die sie nicht sprechen will, weil die Erinnerungen, die dabei hochkommen, zu schmerzhaft sind. Es sei ihr„im Leben schon sehr schlecht gegangen“. In Osterreich angekommen, fand Enkhjargal Bajinnyam Unterschlupf in einem Fluchtlingsheim, doch konnte sie dort nur kurz bleiben.
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