Zum Zusammenhang zwischen posturaler Balance und kognitiven bzw. somatischen Faktoren

2006 
Balance ist als die koordinative Fahigkeit anzusehen, die am meisten durch das Sinnes- und Nervensystem determiniert ist. Damit konnte sie als Indikator fur Funktionseinschrankungen des Nervensystems - etwa bei Lernstorungen - von Wert sein. Aussagen uber Zusammenhange zwischen Balance und Kognition werden vielfach diskutiert, sind jedoch noch nicht hinreichend wissenschaftlich gesichert. Hieraus wird die zentrale Zielstellung der Arbeit abgeleitet, das Wissen uber somatische und psychische Determinanten von Balance zu erweitern. Betrachtet werden daher bei Vorschulkindern mogliche Zusammenhange mit dem Geschlecht, mit den anthropometrischen Parametern Korperhohe und Fusgrose, mit Statikstorungen des Beckens und der Intelligenzleistung. An der Studie nahmen insgesamt 201 drei- bzw. vierjahrige Kinder sowie 148 funf- bzw. sechsjahrige Kinder teil. Die Balancefahigkeit wurde mit Hilfe einer Kraftmomentenplattform sowie eines klinischen Tests erfasst und mit anthropometrischen Parametern, qualitativen statischen Befunden bzw. den Ergebnissen des BIVA-Intelligenztests nach SCHAARSCHMIDT verglichen. Fur die Auswertung der Balanceparameter wurden sowohl lineare als auch nichtlineare Verfahren eingesetzt, die zum Teil gegenlaufige Trends in Bezug auf Zusammenhange lieferten. Im Ergebnis konnte ein starker Einfluss des Geschlechts nachgewiesen werden. Madchen zeigten eine bessere Balanceleistung als Jungen sowohl bei 3-Jahrigen als auch bei 6-Jahrigen. Dies wird als Beleg fur den geschlechtsspezifischen Vorsprung der sensomotorischen Entwicklung bei den Madchen im Alter von 3 bis 6 Jahren angesehen. Auserdem gab es einige Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Korperhohe bzw. Fuslange. Ein Zusammenhang mit den Umstellungen des ersten Gestaltwandels wird vermutet. Die Daten sprechen fur einen statistisch schwachen Einfluss von Storungen der Beckenstatik (Beckenverwringung) auf die Balance bei den Kindern. Es wird vermutet, dass die Verrechnung Balance relevanter Inputs durch nozizeptive Impulse beeintrachtig werden kann. Dies konnte Anlass sein, diesen Aspekt bei Funktionsstorungen mit zu berucksichtigen. Signifikante Zusammenhange mit Ergebnissen des BIVA-Intelligenztests konnten kaum gefunden werden. Allerdings fallen uberzufallig viele Mittelwertvergleiche in Richtung der Hypothese aus, erreichen jedoch nicht Signifikanzniveau. Dies konnte ein Hinweis auf einen schwachen Zusammenhang darstellen, der jedoch mit einer groseren Gruppe noch bestatigt werden musste. Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist erforderlich. Sollte hinreichende Evidenz erreicht werden konnen, so konnte in der Forderung koordinativer Fahigkeiten und insbesondere der posturalen Balance eine wichtige padagogische Reserve liegen.
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