Der FC Barcelona als Symbol für das kollektive Bewusstsein der Katalanen

2010 
Spanien ist ein Staat, der sich aus vielen verschiedenen Nationen zusammensetzt, jedoch fand dieser Fakt erst mit der spanischen Verfassung im Jahr 1978 Raum fur offentliche Anerkennung. Ganz im Gegenteil zu diesen Geschehnissen steht das Spanien nach dem Spanischen Erbfolgekrieg im 18. Jahrhundert, wo das Land als zentralistischer Nationalstaat gehandhabt wurde. Ausgehend davon konnen zwei Charaktere Spaniens festgemacht werden. Einerseits der vereinheitlichende Gedanke und andererseits der Gedanke, bei dem das Hauptaugenmerk bei den Regionen liegt. Im Zuge der deutschen Romantik und der Rekonstruktion der Staaten nach den Nationen im 19. Jahrhundert erwachte eine kulturelle und politische Stromung in Katalonien, welche unter dem Namen Renaixenca bekannt ist. Das Ziel dieser Bewegung war die Wiederbelebung und Reaktivierung der katalanischen Brauche und Traditionen. Die nach Autonomie strebende, kulturelle katalanische Bewegung ist weiter als Katalanismus bekannt. Der Katalanismus war nie eine Bewegung, die vollkommene Unabhangigkeit vom spanischen Staat wollte, der Fokus lag vielmehr in einer politischen Neuordnung Spaniens. Das 19. Jahrhundert war durch eine extreme Instabilitat des Landes gepragt. Nach dem Scheitern der Ersten Republik (1873-1874) und dem Verlust der letzten uberseeischen Kolonien 1889, brach der spanische Staat zusammen und die Unfahigkeit Spaniens als imperialistische Macht und als Nationalstaat wurde bestatigt. Katalonien musste viele Schwierigkeiten durchlaufen, bis es sein Autonomiestatut im Jahre 1979 erreichte. Die Zustande fur den Katalanismus besserten sich mit der Zweiten Republik (1931-1936), aber der Ausbruch des Burgerkrieges (1936), der schlieslich in der Diktatur Francos (1939-1975) endete, setze diesen verbesserten Umstanden ein Ende. Die Transicion war eine Zeit voller Veranderungen, die wichtigste war mit Sicherheit die Verfassung von 1978, in der die 17 Comunidades Autonomas Berechtigung finden. Vor diesem Zugestandnis war der Sport ein Mittel zur politischen Meinungsauserung. Uberdies bildete er ein Gefuhl der Zugehorigkeit, er definierte Gruppierungen und grenzte diese von anderen ab, was im Nationalitatenbildungsprozess eine uberaus grose Rolle spielte. Gerade im 20. Jahrhundert war die Frage um die Nationen besonders gegenwartig. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch der Fusball. Die Unterstutzung fur so manche Klubs galt als offizielle Art seine politische Meinung zu vertreten. Darunter ist der FC Barcelona das wohl bedeutendste Beispiel, dieser Verein reprasentiert den Katalanismus, die katalanische Identitat, das heist den katalanischen Regionalismus. Der FC Barcelona wurde 1899 vom Schweizer Hans Gamper und anderen Auslandern gegrundet. Der Klub ging eine Verbindung mit dem politischen Katalanismus ein. In Zeiten des Burgerkrieges galt der FC Barcelona als Uberlebensmittel fur den Katalanismus. Der Satz „Barca – mes que un club“, den Narcis de Carreras 1968 aussprach, beschreibt bis heute die einzigartige Rolle des FC Barcelona fur die Katalanen, als Identitatssymbol der katalanischen Kultur. Der Tod Francos 1975 offnete die Pforten fur die Demokratie in Spanien, was sich in den Strukturen des FC Barcelona wiederfand. Die folgende Verfassung von 1978 war der erste Schritt Richtung Autonomie nach Francos Tod. Die Anhanger des FC Barcelona forderten 1979 das Autonomiestatut, welches ein halbes Jahr spater gewahrt wurde. Die gesamte Geschichte des FC Barcelona ist ein Beweis fur dessen unerschutterliche und bedeutende Rolle fur Katalonien im Kampf fur den Regionalismus und die Autonomie gegen die Zentrale Madrid. Diese Opposition und Relevanz ist in der Gegenuberstellung der zwei Vereine, Real Madrid und FC Barcelona, am besten zu erkennen. Die Rivalitat zwischen den Klubs ist noch immer allgegenwartig und wird in den 90 Minuten des Clasico, dem Aufeinandertreffen von Real und Barca, verspurt. Was aber noch zu erwahnen bleibt, ist, dass die Begegnungen zwischen den beiden Klubs, sowie alle Forderungen des FC Barcelona und des Katalanismus, in keinem kriegerischen und gewalttatigen Rahmen passieren, sondern einen eindeutigen friedlichen Weg beschreiten.
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