Akustische Aktivität und Schlagopfer der Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) an Windenergieanlagen im nordwestdeutschen Küstenraum
2020
Der nordwestdeutsche Kustenraum zeichnet sich durch eine hohe Anzahl an Windenergieanlagen (WEA) aus; gleichzeitig liegt er in einem wichtigen Reproduktionsgebiet der Rauhautfledermaus, die als schlaggefahrdete Art im Fokus dieser Untersuchungen steht. Zudem befindet sich das Gebiet im Zugweg dieser Art. Zwischen 2011 und 2016 wurde von uns in dieser Region ein Monitoring an WEA durchgefuhrt. Es wurden 90 WEA-Jahre (ein WEA-Jahr bedeutet die Beprobung einer WEA pro Saison; meist zwischen April und Oktober) erfasst, in denen WEA mit einem durchgangigen akustischen Aktivitatsmonitoring auf Gondelhohe und einer begleitenden Schlagopfersuche (alle drei Tage) untersucht wurden. Alle untersuchten WEA wurden ohne vorsorglichen Abschaltalgorithmus betrieben. Die am haufigsten an WEA zu Tode gekommene Art war mit Abstand die Rauhautfledermaus (67 Tiere an allen Standorten). Im Gegensatz dazu war die akustische Aktivitat verglichen mit derjenigen anderer Arten relativ niedrig (insgesamt 3811 Aktivitatsminuten der Rauhautfledermaus im Vergleich zu 14.355 Aktivitatsminuten aller Arten). Demzufolge entsprechen 57 akustische Aktivitatsminuten einem Totfund. Nach Berucksichtigung der Sucheffizienz und Abtragsrate ergab sich ein Schatzwert von 27 akustischen Aktivitaten fur jeden erwarteten Totfund. Die meisten Tiere kamen im Zeitraum von Mitte August bis Anfang Oktober zu Tode, lediglich sieben Tiere wurden auserhalb dieser Zeit geschlagen. Die Diskrepanz zwischen relativ hoher Schlagopferzahl im Vergleich zur niedrigen Aktivitat erschwert eine statistische Betrachtung. Ebenso sind die akustischen Nachweise und das Auftreten von Schlagopfern besonders im Sommer (Juli) nicht streng gekoppelt. Es lasst sich allerdings ein positiver Trend, aber keine signifikante Korrelation zwischen akustischer Aktivitat und Schlagopferzahl feststellen. Um weitere Parameter zu identifizieren, welche die Zielvariablen erklaren konnten, wurden generalisierte additive Modelle (GAM) fur jeweils die akustische Aktivitat und die Schlagopferzahl als Beobachtungsvariablen durchgefuhrt. Die Ergebnisse zeigen im Fall der der akustischen Aktivitat einen Zusammenhang mit den technischen Parametern, der geografischen Lage der WEA sowie dem Beprobungsjahr. Diese Zusammenhange sind jedoch nicht eindeutig, da hinter dem Faktor Beprobungsjahr weitere noch unbekannte Faktoren verborgen bleiben. Das GAM zu den Schlagopfern lasst ebenfalls erkennen, dass es noch weitere nicht identifizierte Parameter gibt, die den Erklarungswert des Modells steigern wurden. Die Diskrepanz zwischen relativ geringer akustischer Aktivitat und Schlagopfern lasst sich vermutlich durch die geringe Erfassungsreichweite fur die im Untersuchungsgebiet am haufigsten geschlagene Art Rauhautfledermaus erklaren. Basierend hierauf fordern die Behorden einiger Landkreise im Untersuchungsgebiet fur das Monitoring an WEA ein zweites Mikrofon auf Hohe der unteren Rotorspitze. An kustennahen Standorten mit zu erwartender hoher Rauhautfledermausaktivitat sollten zudem an einer Stichprobe von WEA eines Windparks zusatzlich Schlagopfer gesucht werden. Eine zusatzliche Absicherung durch eine weitere Methode wurde die Aussagekraft des Gondelmonitorings erhohen.
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