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Alter(n) als Kulturaufgabe

2011 
Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit dem Phanomen des Alter(n)s auseinander. Dabei soll nicht das biologische, sondern das kulturelle Alter im Mittelpunkt stehen. Dazu wird die Bewertung des Alters, die zu keiner Zeit eindeutig war, genauer betrachtet. Die Wurzel dieser Ambivalenz in Hinblick auf das Alter findet sich bereits in der Antike in den gegensatzlichen Diskursen der Altersklage und des Alterslobes. Im ersten Kapitel werden zunachst der positive Ansatz, das Alterslob also, anhand von Platon und Cicero und anschliesend die negative Rede vor allem von Aristoteles naher beleuchtet. Das zweite Kapitel setzt sich mit der Diskursanalyse Gockenjans auseinander. Gerd Gockenjan analysiert in seinem Werk „Das Alter wurdigen“ den Altersdiskurs und macht darauf aufmerksam, dass das polarisierende Konzept Alter nicht Alterswirklichkeit, sondern Deutungskonzept ist. Gockenjan erklart, dass die Rede uber das Alter nicht deskriptiv, sondern normativ ist. Altersdiskurse sind Ordnungskonzepte und sogar die gegensatzlichen Diskurse von Platon und Aristoteles verfolgen dasselbe Ziel – namlich die richtige Ordnung des Lebens. Im dritten Kapitel wird der gegenwartige Diskurs uber das Alter erortert. Die heutige Forderung nach Jugendlichkeit steht fur Modernitat, Lebendigkeit, Offenheit und Innovation, die als Qualitaten nicht an Altersgruppen festzumachen sind. Im Gegenzug dazu wird Alter zu einer negativ besetzten Erscheinung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Mit dem renommierten Sozialgerontologen Leopold Rosenmayr wird darauf hingewiesen, dass der Gesellschaft eine Alterskultur fehlt, weil die gegenwartige Konfrontation mit dem Phanomen Alter(n) eine vollkommen neue ist. Langlebigkeit und eine steigende Anzahl der alternden Menschen fordern einerseits eine Umstrukturierung der Gesellschaft und sind andererseits eine neue Herausforderung fur jeden Einzelnen. Sich auch noch im hohen Alter selbst zu entwerfen, Ziele zu setzen und sein Leben mit Sinn zu erfullen, kollidiert mit den biologisch bedingten korperlichen Einschrankungen, den Begrenzungen, die dem Alternden von der Gesellschaft auferlegt werden, dem herannahenden Tod und der fehlenden Hoffnung auf Zukunft. Mit Jean Amery, Simone de Beauvoir, Norberto Bobbio und anderen soll gezeigt werden, dass das Altern als Prozess viele Gesichter hat und nicht mehr unter einem einzigen Begriff, namlich dem „Alter“ gefasst werden kann.
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