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„Wut im Ohr“: Misophonie

2021 
Die Misophonie ist eine Intoleranz auf bestimmte Alltagsgerausche. Hierbei fungieren als „Trigger“ „menschliche Korpergerausche“, z. B. Schlucken/Schmatzen/Atemgerausche oder Gerausche, die von Menschen, aber nicht vom menschlichen Korper erzeugt werden (z. B. Klicken Kugelschreiberknopf), ferner Tier‑/Maschinengerausche. Die Betroffenen verspuren sofort eine negativ-emotionale Reaktion wie Wut, Aggression, Ekel u.a. Objektivierbare Veranderungen sind Herzfrequenzerhohung und Blutdruckveranderungen. Die emotionale Reaktion ist individuell und hangt z. B. von Gerauschart, personlicher Vorerfahrung, sozialem Kontext oder psychologischem Profil ab. Die Misophonie ist bisher als Krankheit nicht definiert und keinem offiziellen Diagnosesystem zugeordnet, sie scheint eine eigenstandige Storung zu sein: Assoziationen bestehen u. a. mit Aufmerksamkeits‑/Zwangsstorungen, Tinnitus, Hyperakusis, Autismus-Spektrum-Krankheiten. Definitionskriterien wurden 2013 veroffentlicht; verschiedene, validierte Fragebogen wurden bisher zur Misophonieauspragung entwickelt. Studien mit funktionellen MRT-Untersuchungen des Kopfes zeigten eine ubermasige Aktivierung des anterioren Inselkortex (AIC) und seiner benachbarten Regionen, die fur Emotionsverarbeitung/-regulation verantwortlich sind. Bisher gibt es keine randomisierten kontrollierten Studien zur Therapie. Einzelne Publikationen beschreiben kognitive Verhaltensinterventionen, Retrainingtherapien und Schallmaskierungssysteme. Zur Triggerreduktion werden Ohrstopsel/Musikkopfhorer verwendet. Auch HNO-Arzte konnen mit Misophoniepatienten konfrontiert werden, z. B. zur Klarung des Horvermogens oder Beratung von Therapiemoglichkeiten. Der Bericht stellt eine Ubersicht des aktuellen Wissensstands zur Misophonie sowie ihrer Diagnostik und Therapie dar.
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