Die literarische Moderne (1890–1920)

2013 
Das Adjektiv ›modern‹ wurde seit dem Mittelalter fur alles Innovative verwendet. Haufiger wurde es im 18. Jahrhundert gebraucht, um Forderungen nach kunstlerischer Originalitat durchzusetzen. »Die Moderne« wurde erst um die Jahrhundertwende zum Schlagwort, nachdem der Literaturhistoriker Eugen Wolff (1863–1929) von dem naturalistischen Verein »Durch!« den Begriff substantivisch benutzt hatte. Die zehn Thesen zur Moderne (1886) der »Freien literarischen Vereinigung« »Durch!« wurden vor Vertretern junger, oppositioneller Literaturbestrebungen vorgetragen, die eine literarische Richtung durchsetzen wollten, die sie als ›Naturalismus‹ bezeichneten — ein Name, den nicht von ungefahr ein Mediziner (Konrad Kuster) erfunden hatte. Denn von jetzt an sollte es ›naturwissen-schaftlich‹ zugehen. Die Thesen gehoren zu den ersten offentlichen Auserungen uber die ›klassische‹ oder ›literarische Moderne‹, die zwanzig Jahre vor und nach der vorletzten Jahrhundertwende anzusiedeln ist. Eine »Revolution in der Literatur zu Gunsten des modernen Grundprinzips« sollte die Uberwindung eines alten Zustands bewirken: »Unser hochstes Kunstideal ist nicht mehr die Antike, sondern die Moderne.« Realisieren sollten es von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen gepragte Kunstwerke, die »den Menschen mit Fleisch und Blut und mit seinen Leidenschaften in unerbittlicher Wahrheit zeichnen«. Neu war auch die Forderung nach einer »reifen« Kunstkritik als einem »Kampfmittel« zur »Vorarbeit fur eine neue Literaturblute«.
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