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Zeit und Person

2003 
Ungeachtet seiner bestandigen Medienprasenz hat Muller es stets verstanden, sein scheinbar vor den Augen der Offentlichkeit gelebtes Leben dieser Offentlichkeit zu entziehen. Nie hat er allzu viel von seiner Person preisgegeben; das wenige Bekannte ist verstreut und musste bis vor kurzem noch muhsam zusammengesucht werden (mittlerweile ist mit Jan-Christoph Hauschilds Arbeit Heiner Muller oder Das Prinzip Zweifel die erste umfassende Biographie erschienen). Auch die 1992 unter dem Titel Krieg ohne Schlacht. Leben in zwei Diktaturen veroffentlichten Lebenserinnerungen Mullers erlauben keine auch nur einigermasen luckenlose Nachschrift seiner Biographie; sie vermitteln allenfalls punktuelle Einsichten in die Entwicklung des Autors im Spannungsfeld von Autonomieanspruch und (kultur-)politischer Reglementierung, beleuchten einzelne, Muller selbst wesentliche Stationen seines Lebens, stellen im Ganzen aber mehr Sichtblenden gegenuber dem Privaten auf, als dass sie es erlaubten, uber die Rekonstruktion einer Modellierung von Identitat hinaus zur Person vorzudringen oder das unter einem Deckgebirge der wissenschaftlichen Interpretationen vergrabene kreative Material der Texte in neue Schwingung zu versetzen.
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