Welche Veränderungen ihrer finanziellen Situation berichten Menschen in der zweiten Lebenshälfte nach der ersten Welle der Corona-Pandemie? Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys

2021 
In der Corona-Krise hat sich die finanzielle Situation vieler Menschen verandert. Eine Studie auf Basis des Deutschen Alterssurveys (DEAS) beschreibt die Einkommenssituation und ihre Auswirkung auf den Lebensstandard von Personen ab 46 Jahren nach der ersten Welle der Corona-Pandemie. Im Juni/Juli 2020 gaben im Rahmen einer Befragung des Deutschen Alterssurveys mehr als 4.700 Menschen zwischen 46 bis 90 Jahren daruber Auskunft, wie sich ihre finanzielle Situation seit Beginn der Corona-Krise verandert hat. Es zeigt sich, dass Rentenbezieher*innen im Jahr 2020 sehr viel seltener Einbusen beim Haushaltseinkommen hinnehmen mussten als Erwerbstatige und Erwerbslose. Unter den Erwerbstatigen sind insbesondere die Selbststandigen betroffen: Uber 60 Prozent berichten von einem verringerten Haushaltseinkommen. Personen mit bereits zuvor niedrigem Einkommen sind deutlich haufiger von einer Verringerung ihres Einkommens betroffen als Personen mit hoherem Einkommen. Das betrifft sowohl die Gruppe der Rentnerinnen und Rentner als auch Personen ohne Rentenbezug. So verstarkt die Corona-Krise die Einkommensungleichheit von Menschen in der zweiten Lebenshalfte. Was bedeuten diese Veranderungen fur den Lebensstandard? Es zeigt sich, dass Personen mit niedrigen Einkommen nicht nur haufiger von Einkommensruckgangen berichten als Personen mit mittleren und hohen Einkommen, sondern dass der Einkommensruckgang bei ihnen auch einen starkeren Einfluss auf die Bewertung des Lebensstandards hat. Je niedriger das Haushaltseinkommen vor der Krise war, desto haufiger fuhren Einkommenseinbusen dazu, dass sich die Bewertung des Lebensstandards verschlechtert. Mehr als die Halfte der Personen mit niedrigen Einkommen, die eine Verringerung ihres Haushaltseinkommens angaben, kann den subjektiven Lebensstandard nicht aufrechterhalten. Personen mit hohen Einkommen konnen Einkommenseinbusen dagegen anscheinend leichter kompensieren: Nur ein knappes Viertel von ihnen gibt an, dass sich auch ihr Lebensstandard verschlechtert hat. Um eine (weitere) Verscharfung der Einkommensungleichheit durch die Krise abzumildern, sind neben dem Kurzarbeitergeld und Subventionen fur Selbststandige weitere sozialpolitische Masnahmen wichtig, die insbesondere auf Niedrigeinkommensgruppen zielen. Diskutiert werden derzeit beispielsweise Bestrebungen, Minijobs langerfristig in sozialversicherungspflichtige Beschaftigungsverhaltnisse umzuwandeln oder Minijobberinnen und Minijobbern vorubergehend ein Anrecht auf Kurzarbeitergeld einzuraumen. Fur Menschen mit geringen Haushaltseinkommen ist daruber hinaus zu berucksichtigen, dass auch der Wegfall von karitativen Angeboten wahrend der Corona-Krise, z.B. der Tafeln, durch Alternativen aufgefangen werden sollte.
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