Die Wahl der Schwestern
2015
Hauptziel der Arbeit ist die Untersuchung der literarischen Darstellung der Schwesternbeziehung in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Die Schwesternbeziehung wird im Kontext der zeitgenossischen Familien-, Geschwister- und Geschlechterdiskurse sowie der naturwissenschaftlichen Theorien untersucht. Die Gespaltenheit des Frauenbildes sowie die Etablierung der Geschlechtscharaktere im 19. Jahrhundert spiegeln sich in den ungleichen Schwesternfiguren wider.
Die Arbeit fokussiert sich auf die ungleichen Schwesternpaare der deutschen und osterreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts und untersucht die Werke der kanonisierten Autoren und Autorinnen wie Adalbert Stifter, Heinrich Laube, Achim von Arnim, Anette von Droste-Hulshoff, Marie Ebner von Eschenbach sowie die vergessenen Texte der weiblichen Autorinnen wie Caroline de la Motte Fouque, Ida Hahn-Hahn und Luise Muhlbach. Es werden auch wichtige Schwesterntexte der englischen und franzosischen Literatur dieser Epoche wie Sense and Sensibility von Jane Austen und Lelia von George Sand untersucht.
Daruber hinaus werden in der Arbeit die biblischen, mythischen und marchenhaften Schwesternkonstellationen als Vorbilder der untersuchten Schwesternpaare analysiert.
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In diesen Leitbildern stehen die Konflikte und die Rivalitat der kontrastiven Schwestern im Vordergrund. In der Aufklarungszeit wird jedoch auf die Schwesternfiguren das Gebot der Harmonie, Solidaritat und Zusammenhaltes herangetragen. In der Literatur des 19. Jahrhunderts wird einerseits zumeist eine innige Bindung der Schwestern, die stark und zwillingshaft aneinander gebunden sind, dargestellt, andererseits verfestigt sich in den Schwesternfiguren eine strikte auserliche und charakterliche Antithetik.
Die ungleichen Schwesternfiguren werden im 19. Jahrhundert zu den Reprasentantinnen der widerspruchlichen Prinzipien wie Rationalitat und Emotionalitat, Keuschheit versus Sinnlichkeit, das Gute contra das Bose. Anhand ausgewahlter Romane und Erzahlungen der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts werden drei Modelle der ungleichen Schwestern und die typischen Handlungsschemata: Verstand und Gefuhl, Madonna und Magdalena, die gute und die bose Schwester untersucht.
Die kontrastierenden Schwestern stehen am Scheideweg und wahlen mit ihren gegensatzlichen Prinzipien vollig verschiedene Lebenswege aus, andererseits wird seitens der anderen Figuren, insbesondere der mannlichen Protagonisten, zwischen den Schwestern als Reprasentantinnen der gegensatzlichen Maximen gewahlt. Die untersuchten Texte schildern somit die Wahl der Schwestern sowie die Wahl zwischen den Schwestern.
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