Langzeitergebnisse nach Carotisrekonstruktion, strukturelle Hirnveränderungen und neurologische Entwicklung nach ECMO-Therapie bei Neugeborenen mit kongenitaler Zwerchfellhernie

2010 
Hintergrund: Die extracorporale Membranoxygenierung (ECMO) beim respiratorischen Versagen des Neugeborenen ist eine invasive Therapie mit schwerwiegenden Komplikationen wie intracerebraler Blutung oder Ischamie nach Kanulierung der Arteria carotis communis. Fragestellung: Im Rahmen dieser propspektiven Studie wurde die Uberlebensqualitat von Kindern mit kongenitaler Zwerchfellhernie nach ECMO-Therapie evaluiert. Material und Methoden: Im Rahmen unseres standardisierten Nachsorgeprogrammes erfolgt eine regelmasige Verlaufskontrolle. Im Alter von 2 Jahren wird auch ein Schadel-MRT zur Detektion cerebraler Veranderungen und zur Evaluation des Gefasstatus nach Carotisrekonstruktion durchgefuhrt. Initial erfolgte ein MRT bei allen Kindern, mittlerweile nur noch bei Patienten nach ECMO-Therapie. Dies erlaubt eine Auswertung von Kindern mit derselben Grunderkrankung im Hinblick auf den Einflussfaktor ECMO-Therapie. Ergebnisse: Von den 64 Patienten mit MRT-Kontrolle im Alter von 2 Jahren waren 50 ECMO-Patienten, die Kontrollgruppe ohne ECMO-Therapie umfasste 14 Kinder. Die mediane ECMO-Dauer betrug 8 Tage [4d; 15d]. Bei 41 Neugeborenen wurde die Arteria carotis zum Zeitpunkt der Decanulierung rekonstruiert. Nach zwei Jahren war eine sekundare Okklusionsrate von 53,7% nachweisbar. Eine langere ECMO-Dauer war mit einer hoheren Komplikationsrate nach Carotisrekonstruktion assoziiert. Hirnveranderungen (erweiterte Liquorraume, Blutungs- und Infarktresiduen) fanden sich ausschlieslich in der ECMO-Gruppe (64%). Klinisch zeigten 15/64 Patienten eine leichte Entwicklungsverzogerung; hierunter waren auch 2 Kinder aus der Kontrollgruppe. Eine schwere psychomotorische Retardierung wurde ausschlieslich in der ECMO-Gruppe nach stattgehabter intracranieller Blutung oder Infarzierung beobachtet (9/50 Patienten). Strukturelle Hirnveranderungen wurden bei 2/3 der Patienten auf der Gegenseite der arteriellen Kanulierung festgestellt. Insgesamt zeigten 80% der Kinder eine normale oder leicht retardierte psychomotorische Entwicklung nach neonataler ECMO-Therapie, obwohl in 64% strukturelle Hirnveranderungen MR-morphologisch nachgewiesen werden konnten. Die Dauer der ECMO-Therapie (p<0,0005) und das mannliche Geschlecht (p=0,0051) waren statistisch signifikante Risikofaktoren fur Hirnveranderungen. Fur Gestationsalter, Geburtsgewicht und Seite der kongenitalen Zwerchfellhernie konnte kein Einfluss nachgewiesen werden. Das relative Risiko fur Hirnveranderungen war fur Jungen im Vergleich zu Madchen doppelt so hoch (RR=2,0 [1,14; 3,52]). Schlussfolgerung: Insgesamt konnten wir bei Patienten mit kongenitaler Zwerchfellhernie und der Notwendigkeit zur ECMO-Therapie eine Langzeitprognose mit Lebensqualitat beobachten. Eine schwerwiegende psychomotorische Retardierung findet sich nach cerebralen Einblutungen oder Infarkten (22%). Auserdem zeigte sich, dass das Risiko fur Hirnveranderungen und Komplikationen nach Carotisrekonstruktion mit der Dauer der ECMO-Therapie steigt sowie bei Jungen signifikant erhoht ist. Trotz der hohen Re-Okklusionsrate zeigte sich fur die Rekonstruktion der Arteria carotis im Vergleich zu Patienten mit primarer Ligatur ein positiver Effekt auf nachweisbare Hirnveranderungen und die neurologische Entwicklung.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []