Das Ringen um Sinn und Anerkennung – Eine psychodynamische Sicht auf das Phänomen des Neuroenhancement (NE)

2012 
Medizinethische Untersuchungen zum Thema Neuroenhancement (NE) wenden sich oft der Frage zu, inwiefern der Einzelne wie auch die Allgemeinheit durch NE zu Schaden kommen konnen. Gerechtigkeitsprobleme, ein befurchteter Wandel des Menschenbildes oder die Gefahr einer unerwunschten, schleichenden Veranderung der Gesellschaft werden problematisiert. Bezuglich individueller Risiken bleibt es aufgrund des vermeintlichen Zugewinns an Selbstbestimmung und Eigenverantwortung gerne beim Verweis auf die subjektive Kosten-Nutzen-Abwagung. Innerhalb der NE-Debatte gibt es bisher kaum Arbeiten, die die Aspekte der Motivation fur die Nutzung von NE aus tiefenpsychologischer Perspektive beleuchten. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese Aspekte zu analysieren. Die Arbeit soll einen Beitrag zu einem neuen Blickwinkel auf Selbstbestimmung und subjektive Einschatzung der Vor- und Nachteile von NE leisten. Es werden psychologische Aspekte thematisiert, welche die im Kontext von NE ubliche Annahme, dass Konsumenten zur Selbstverantwortung fahig seien, problematisch erscheinen lassen, da sie die Wahrnehmung dieser Verantwortung erschweren oder gar unmoglich machen konnen. In diesem Zusammenhang wollen wir versuchen, fur die psychologischen Gefahren und Folgen von NE zu sensibilisieren. Es wird beispielsweise daruber diskutiert, inwiefern der Gebrauch von NE-Technologien eine Personlichkeit nachhaltig pragen und gerade deshalb das Erleben von Selbstwirksamkeit beeintrachtigen kann. Dies stellt die fur die liberale Position zentrale Pramisse, wonach Individuen sich frei und vernunftig entscheiden konnen, infrage.
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