Krankheitskosten von HIV-Patienten unter antiretroviraler Therapie in Deutschland – Ergebnisse einer 48-Wochen-Interimsanalyse im Rahmen der prospektiven multizentrischen Kohortenstudie „CORSAR“

2014 
Hintergrund: Die Einfuhrung der hochaktiven kombinierten antiretroviralen Therapie (c-ART) bewirkte eine signifikante Senkung von Mortalitat und Morbiditat fur HIV-positive Patienten. Fruhere gesundheitsokonomische Studien zeigten, dass die damit verbundene Vermeidung ­direkter Kosten – insbesondere fur stationare ­Behandlungen und die medikamentose Begleittherapie – zu einer Reduktion der Gesamtbehandlungskosten fuhrten. Aktuelle Analysen zu den Kosten und der gesundheitsbezogenen Lebensqualitat (HRQOL) von HIV-Infizierten unter c-ART in Deutschland sind jedoch rudimentar. Ziel der Studie ist es, die derzeitigen Krankheitskosten sowie HRQOL von HIV-Patienten unter c-ART differenziert nach Therapielinien zu ermitteln. Methoden: Es wurde eine multizentrische, nicht-interventionelle prospektive Kohortenstudie deutschlandweit in 8 ambulanten HIV-Schwerpunktzentren und 4 Krankenhausern mit infektiologischem Schwerpunkt durchgefuhrt. Demografische, klinische und medikationsbezogene Daten wurden aus den Krankenakten entnommen. Der weitere Ressourcenverbrauch ­sowie Arbeitsunfahigkeit, privat zu tragende Kosten und die HRQOL (EQ-5D) wurden im 12-Wochen-Rhythmus mit einem Patientenfragebogen erhoben. Samtliche Preise wurden auf Basis offentlich zuganglicher Datenbanken berechnet. Ergebnisse: Insgesamt konnten die Daten von n=1 154 Patienten ausgewertet werden. Im Mittel betrugen die direkten Krankheitskosten eines HIV-Patienten unter c-ART 22 563 Euro/Jahr. Patienten jenseits der 3. Therapielinie hatten mit 24 654 Euro/Jahr deutlich hohere direkte Kosten als Patienten der Erst- oder Zweit-/Dritt-Therapielinien (21 535 bzw. 21 567 Euro). Der Anteil der c-ART-Kosten an den gesamten direkten Kosten lag bei 82,9% und war mit 80,8% bei Patienten in der 2./3. Therapielinie geringer als bei Pa­tienten der 1. Therapielinie (83,2%) bzw. >3. Therapielinie (83,4%). Die durch Produktivitatsausfall indirekt verursachten Kosten waren bei Patienten der 2./3. Therapielinie mit (2 843 Euro) deutlich hoher als in der 1. Therapielinie (1 604 Euro) und der >3. Therapielinie (1 752 Euro). Die durchschnittliche HRQOL (EQ-5D) der HIV-Patienten differierte je nach Berechnungsmethode und lag im Mittel zwischen 0,77 (Selbsteinschatzung durch visuelle Analogskala) und 0,91 (Nutzwert Summenscore auf Basis des deutschen Time-Trade-Off-Tarifs). Schlussfolgerungen: Trotz leicht gesunkener Krankheitskosten im letzten Jahrzehnt bleiben die durchschnittlichen jahrlichen Kosten von HIV-Infizierten unter antiretroviraler Therapie erheblich. Hauptkomponente bei den Kosten ist die c-ART, es hat jedoch deutliche Verschiebungen zwischen den einzelnen Kostenbereichen gegeben.
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