„Warum wird der Notruf 112 gewählt?“ – Befragung zum Notrufverhalten der Berliner Bevölkerung

2021 
Steigende Notrufzahlen und vermehrte Inanspruchnahme notfallmedizinischer Versorgungsstrukturen sind derzeit Gegenstand umfassender gesundheitspolitischer Debatten in Deutschland. Die vorliegende Arbeit untersucht in einer reprasentativen Befragung die Kenntnisse, das Verhalten und mogliche Ursachen in Zusammenhang mit dem Notruf 112 im Land Berlin. In Zusammenarbeit mit Infratest dimap wurde eine Telefonumfrage nach dem Random-digit-dialing(RDD)-Verfahren mit einer reprasentativen Zufallsstichprobe von 1002 Personen der deutschsprachigen Berliner Wohnbevolkerung zu Kenntnissen und dem Umgang mit dem Notruf 112 durchgefuhrt. Eingeschlossen wurden Menschen im Land Berlin, die zum Befragungszeitraum mindestens 14 Jahre alt waren und uber einen Festnetzanschluss verfugten. In 12 Fragen wurden Informationen zum Wissensstand uber den Notruf 112, alternative Versorgungsstrukturen, das Nutzungsverhalten der Befragten und alternative Hilfsangebote einschlieslich standardisierter Fallbeispiele abgefragt. Experteninterviews wurden ebenfalls durchgefuhrt. 58 % der Befragten gaben an, den Notruf 112 fur medizinische Notfalle, 74 % fur Notfalle der Brandbekampfung zu kennen. 91 % der Befragten gaben an, dass sie den Notruf 112 nur bei lebensbedrohlichen medizinischen Situationen wahlen wurden. Befragte mannlichen Geschlechts, altere Menschen und Befragte mit einem niedrigeren Bildungsstand gaben haufiger an, den Notruf 112 auch bei nicht lebensbedrohlichen medizinischen Problemen in Anspruch zu nehmen. Alternativen zum Notruf kannten 56 % der Befragten, wobei insbesondere die hausarztliche Versorgung kaum eine Rolle spielte. Experten sehen die fehlende Verfugbarkeit von Alternativen als ursachlich fur die zunehmende Frequenz von Notrufen. Fehlende suffiziente Alternativen in der Notfallversorgung konnten bei der vermehrten Inanspruchnahme des Notrufs eine Rolle spielen. Dennoch scheint die Berliner Bevolkerung durchaus mit der richtigen Nutzung des Notrufs vertraut zu sein. Die Gesundheitskompetenz von vulnerablen Gruppen sollte in Bezug auf das Wissen zum Notruf 112 gestarkt werden. Eine Bevolkerungskampagne konnte einen sinnvollen Ansatz darstellen. Weiterhin muss die Verfugbarkeit alternativer Versorgungsformen verbessert werden.
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