„Besuch‘ mich mal zu Hause“. Religion, Freundschaftsnetzwerke und Besuche zu Hause bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund

2014 
Sowohl die Sozialpsychologie als auch die Theorie sozialer Netzwerke betonen die Rolle der Homophilie als einen wesentlichen Faktor von Kontakten in Netzwerken. Untersuchungen zu den sozialen Bindungen junger Zuwanderer und Einheimischer in der Aufnahmegesellschaft belegen die wichtige Rolle der ethnischen Homophilie bei der Entstehung von Freundschaftsbindungen. Erst seit jungerer Zeit wurden jedoch geeignete Methoden der sozialen Netzwerkanalyse angewandt, um Prozesse der sozialen Integration und Assimilation von Zuwanderern zu untersuchen (Social Networks 26: 55–74, 2004; American Journal of Sociology 116(2): 583–642, 2010; Soziale Welt 62: 25–43, 2011). Gemas der modernen Assimilationstheorie ist der Zugang zu Netzwerken der Einheimischen eine wichtige Bedingung der Assimilation von Zuwanderern. Dies sollte insbesondere fur Schulkinder in der Altersspanne zwischen 9 bis 13 Jahren gelten, da gerade in dieser Lebensphase das Eingehen sozialer Bindungen zu einheimischen Mitschulern sowohl den Spracherwerb fordern, als auch das Erlernen von in der Aufnahmegesellschaft gultigen Verhaltensstandards erleichtern kann. Im Gegensatz dazu fuhrt eine ethnische Segregation in den Netzwerken zu eng verbundenen ethnischen Gemeinschaften oder ethnischen Enklaven. In einigen europaischen Aufnahmelandern, z. B. Deutschland, gibt es eine weitere Dimension der Homophilie, die erst seit Kurzem systematisch in der Migrations- und Integrationsforschung untersucht wird (Fleischmann, Second-generation muslims in European societies. Comparative perspectives on education and religion, Utrecht & Leuven, 2011), namlich die Religion. Wahrend die ethnische Homophilie nach wie vor als ein segregierender Faktor wirksam ist, konnte die religiose Homophilie das Problem der Segregation von Netzwerkkontakten weiter verscharfen. Insbesondere wenn grose Immigrantengruppen aus Landern kommen, deren dominante Religion eine zum Aufnahmeland differente ist, konnten daraus resultierende religiose Grenzziehungen einen zusatzlichen Faktor der sozialen Segregation darstellen. Derartige religiose Grenzziehungen durften umso bedeutender werden, je hoher das Niveau der Hostilitat gegenuber der Religion der ethnischen Minoritat bereits ist.
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