Klassifizierung von Siedlungsschichten an Sedimenten aus Bohrungen in archäologischen Denkmälern am Beispiel der wikingerzeitlichen Siedlung Haithabu

2017 
Ablagerungen in ehemaligen Siedlungen sind ein wichtiges Archiv zur Rekonstruktion von Mensch-Landschafts-Interaktionen. Bedeutende archaologische Befunde sind oft Denkmaler, die vor starken Eingriffen rechtlich geschutzt sind. Haithabu, als ein wikingerzeitliches Handelszentrum und eine der ersten urbanen Siedlungen Nordeuropas, steht unter archaologischem Denkmalschutz. Daher werden Felduntersuchungen hier auf minimal-invasive Methoden, wie Bohrungen, eingeschrankt. Aus Bohrungen resultieren jedoch nur Punktinformationen, die eine Klassifizierung von Siedlungsschichten und das Verstandnis ihrer raumlichen Zusammenhange erschweren. Um die lokale Landschaftsentwicklung Haithabus zu untersuchen, wurden mehrere Hundert Bohrungen durchgefuhrt. Die Bohrkerne enthielten haufig Schichten, die morphologisch nicht eindeutig zu anthropogenen oder naturlichen Sedimenten zugeordnet werden konnten. Um solche Sedimente zu klassifizieren, wurde das Material von 8 Bohrkernen geochemisch untersucht. Die Parameter magnetische Suszeptibilitat, Gehalt an organischer Substanz, Anteil an Steinen, Knochen, Artefakten und Holzresten wurden fur statistische Analysen ausgewahlt und dienten als Basis fur die Klassifikation. Zur Bestimmung der Faktoren der Datenvarianz wurde eine Hauptkomponentenanalyse verwendet. Drei Hauptkomponenten, die 75,6 % der Varianz erklarten und ein Eigenwert > 1 hatten, wurden fur die hierarchische Clusteranalyse benutzt. Die Clusteranalyse hat 15 Cluster ergeben, die signifikante Unterschiede in mindestens einem Parameter haben. Auf Basis dieser Ergebnisse wurden drei Sedimenttypen ermittelt, die insgesamt 12 Sedimentklassen aufweisen. Der erste Sedimenttyp enthalt begrabene Bodenhorizonte und naturliche Ablagerungen, unter denen sich feines und grobes mineralisches Material sowie Torf befinden. Der zweite Sedimenttyp besitzt Ubergangseigenschaften mit geringen Mengen an Holzresten und Knochen. Der dritte Typ besteht aus Schichten verschiedener Textur und variierenden Inhalts an organischem Material, die durch hohe Werte anthropogener Indikatoren (Artefakte und magnetische Suszeptibilitat) gekennzeichnet sind. Sedimenttypen 2 und 3 enthalten sowohl Kolluvien als auch in situ Siedlungsschichten. Dieser Ansatz hat es ermoglicht, heterogene Ablagerungen Haithabus basierend auf objektiven und einfach messbaren Parametern zu klassifizieren. Er kann fur geoarchaologische Forschungen in Siedlungen mit begrenztem Zugang durch Ausgrabungen angewandt werden.
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