Herausforderungen des Entlassmanagements in der Alterstraumatologie

2020 
Geriatrische Patienten machen aktuell annahernd ein Drittel aller notfallmasigen Krankenhausaufnahmen aus. In der nachsten Dekade ist mit einem Anstieg um 50 % zu rechnen. Diese Altersumverteilung birgt fur die stationare Betreuung und das Entlassmanagement neue Herausforderungen. Welche Anforderungen eine orthopadisch-unfallchirurgische Klinik in der Betreuung dieses Patientenkollektivs bewaltigen muss, soll anhand dieser ersten gemeinschaftlich aufgebauten geriatrisch-orthopadisch-unfallchirurgischen Komplexbehandlungseinheit einer Universitatsklinik verdeutlicht werden. Welchen Einfluss haben Alter und Delir auf das Entlassmanagement, die stationare Verweildauer (VWD) und die Anschlussbehandlung einer geriatrischen Patientenkohorte? Ausgewertet wurden die Daten aller Patienten, die zwischen Mai 2017 und Dezember 2019 stationar im Rahmen der orthopadisch-unfallchirurgischen geriatrischen Komplexbehandlung (GKB) versorgt wurden. Es erfolgten eine Analyse der demografischen Daten, VWD, Anschlussbehandlungen sowie Auswertungen des bei Aufnahme bzw. Entlassung erhobenen Barthel-Index, der Mini-Mental State Examination (MMSE) und der Geriatrischen Depressionsskala (GDS). Von 312 Patienten, 110 Manner und 193 Frauen im medianen Alter von 81 Jahren, wiesen 77 (24,6 %) bei Einschluss in die GKB ein Delir und 39 (12,5 %) eine demenzielle Erkrankung auf. Altere Patienten erkrankten haufiger als jungere (p = 0,013), v. a. die 70- bis 79-Jahrigen (p = 0,037). Demenzpatienten erlitten haufiger ein postoperatives Delir (p < 0,01). Die stationare VWD betrug im Mittel 17,79 Tage (±4,6 Tage). Die GKB wurde von 60,7 % der Patienten regelhaft beendet, bei 39,3 % erfolgte ein fruhzeitiger Abbruch. Patienten mit Delir wurden signifikant haufiger nicht in die eigene Hauslichkeit, sondern in Kurzzeitpflege oder Seniorenheime entlassen (p = 0,038). Eine allgemeine Abhangigkeit des Entlassungsziels von einer Delirentwicklung war auffallig (p = 0,004). An Demenz erkrankte Patienten entwickeln postoperativ haufiger ein Delir, das zur Verlangerung der stationaren VWD, zum Anstieg der Behandlungskosten und zu Mehraufwand fur das Entlassmanagement fuhrt. Zudem ist die Ruckkehr in die Hauslichkeit durch ein Delir beeintrachtigt, wodurch mit der Notwendigkeit von Kurzzeitpflege- und Seniorenheimplatzen auch soziookonomische Belastungen entstehen.
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