Köln, 19. Juni 2004: Tagung der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte

2005 
Anlasslich des 100. Geburtstags von Hermann Schroeder (1904-1984) veranstalteten die Arbeitsgemeinschaft fur rheinische Musikgeschichte und die HermannSchroederGesellschaft e. V. eine Tagung im Musikwissenschaftlichen Institut der Universitat Koln. Die Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Robert von Zahn (Koln), und der SchroederGesellschaft, Peter Becker (Hannover), begrusten uber 100 Teilnehmer, die sich mit dem Werk des Kolner Komponisten, Hochschullehrers, Musiktheoretikers und Dirigenten auseinander setzten. Rainer Mohrs skizzierte die Stationen der Biographie Schroeders und schilderte den konsequenten Weg des Komponisten, der schon wahrend seiner Schulzeit im Trierer Domchor pragende kirchenmusikalische Eindrucke erhielt und nach dem Studium der Theologie in Innsbruck und der Kirchenund Schulmusik in Koln seit Ende der 1920erJahre fur eine Erneuerung der katholischen Kirchenmusik eintrat. Hinter diesem kirchenmusikalischen Schwerpunkt durfe aber Schroeders vielseitiges Wirken als Komponist von Orchesterund Kammermusik ebenso wenig ubersehen werden wie seine Tatigkeit als Professor an der Kolner Musikhochschule, wo u. a. Karlheinz Stockhausen zu seinen Schulern in Musiktheorie gehorte. Schroeders Verstandnis von Musiktheorie untersuchte Friedrich Radermacher (Koln) und machte deutlich, dass die gemeinsam mit Heinrich Lemacher veroffentlichten Lehrbucher Formenlehre der Musik, Harmonielehre und Lehrbuch des Kontrapunktes dem Ziel dienten, die Kompositionslehre auf eine an der Tradition orientierte Grundlage zu stellen und damit jungen Komponisten eine solide Ausgangsbasis zu vermitteln. In den Diskussionen unter den Kompositionslehrern der Kolner Musikhochschule (Jurg Baur, Mauricio Kagel, Hermann Schroeder, Karlheinz Stockhausen, Bernd Alois Zimmermann u. a.) sei damals durchaus umstritten gewesen, ob und wie das Fach Komposition uberhaupt lehrbar sei, und welche Masstabe zur Beurteilung herangezogen werden konnen. Norbert Jers (Aachen) untersuchte Schroeders asthetische Positionen zu bestimmten Komponisten, Werken und musikalischen Formen, wobei er insbesondere dessen Aufsatze zu den Messen Haydns, Mozarts, Beethovens und Bruckners sowie Grundsatzartikel zu Fragen der Kirchenmusik heranzog. Mit Schroeders Wirken als Chordirigent beschaftigte sich Benno Morsey (Koln). An den Programmen des 1946-1961 von Schroeder geleiteten Kolner Bach-Vereins zeigte er, dass Schroeders Interpretation der grosen Chorwerke Bachs schon zu Beginn der 1950erJahre von den Prinzipien der Werktreue und der Abkehr von romantischen Interpretationsansatzen gepragt war. Raimund Keusen (Bonn) ging in seinem Beitrag insbesondere auf den liturgischen Hintergrund der Messen, Motetten und Choralbearbeitungen Schroeders ein. Weitere kirchenmusikalische Themen waren die gemeinsamen Bemuhungen von Heinrich Lemacher und Schroeder um eine kirchenmusikalische Reform und eine Erneuerung der Studieninhalte (Joseph Dahlberg, Koln), auserdem die Verarbeitung der Gregorianik im Te Deum und im Magnificat (Hans-Elmar Bach, Koln). Die analytische Betrachtung zeigte, dass die kirchentonalen Modi der Gregorianik in besonderer Weise geeignet sind, sich mit der erweiterten Tonalitat des 20. Jahrhunderts zu verbinden. Am Beispiel des Solosonaten-Zyklus unterstrich Kurt Hopstein (Koln) die Bedeutung von Schroeders Kammermusik. Wilhelm Schepping (Neuss) untersuchte Schroeders Beschaftigung mit dem Volkslied, insbesondere mit Melodien des 15. und 16. Jahrhunderts. Bezuglich des verwendeten Liedrepertoires sei eine Beeinflussung durch die Jugendbewegung erkennbar. Den Abschluss bildeten „personliche Erinnerungen an Hermann Schroeder", vor allem an sein streitbares Eintreten fur die lateinische Liturgie und eine kunstlerisch anspruchsvolle Kirchenmusik nach dem Konzil (Rudolf Brauckmann, Augsburg).
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