Analyse des Einflusses der Datenpreisgabe und der Informationskontrolle auf die Akzeptanz von vernetzten Diensten im Automobil

2021 
Die Vernetzung von Verkehrsmitteln ist einer der zentralen Grundlagen zukunftiger Transportsysteme. So verspicht die Erfassung, Verarbeitung und der Austausch von Daten auch im Automobil ein Mehr an Sicherheit, Effizienz und Komfort. Obwohl Nutzende diesen Mehrwert wahrnehmen und schatzen, hegen sie gleichzeitig Privatheitsbedenken, die durch die vorhandenen Datenschutzpraktiken nicht ausreichend bedient werden. Vielmehr wunschen sich Nutzende ein Mehr an Transparenz und Kontrolle bezuglich der Datenpreisgabe. Wahrend die Privatheit im vernetzten Automobil bisher vor allem aus technischer Perspektive betrachtet wurde, liegen bisher aus Nutzendensicht lediglich Befragungsstudien vor. Daher ist ein Ziel dieser Arbeit modelltheoretisch zu klaren, ob die Datenpreisgabe die Akzeptanz von vernetzten Diensten im Automobil beeinflusst und wie sich die Akzeptanz von vernetzten Diensten verandert, wenn eine selbstbestimmte Datenpreisgabe ermoglicht wird. Entsprechend wird in dieser Arbeit ein Akzeptanzmodell fur vernetzte Dienste im Automobil unter Berucksichtigung privatheitsrelevanter Faktoren entwickelt und uber drei Studien hinweg an je einem komfortbezogenen, effizienzbezogenen und sicherheitsbezogenen Dienst validiert. Fur jede Studie wird in Anlehnung an bestehende Konzepte ein vernetzter Mehrwertdienst als Click-Dummy oder als animiertes Video visualisiert und zuganglich gemacht. Gleichzeitig wird in Studie 1 der Einfluss der tatsachlichen Informationskontrolle auf die Akzeptanz von vernetzten Diensten im Automobil beleuchtet. Die Ergebnisse zeigen, dass privatheitsrelevante Faktoren uber alle betrachteten Funktionsklassen hinweg einen signifikanten Einfluss zur Vorhersage der Nutzungsintention von vernetzten Mehrwertdiensten haben. Im Einklang mit der Kontextabhangigkeit des Konzepts der Privatheit variiert jedoch je nach Anwendungskontext die Rolle einzelner Faktoren wie das wahrgenommene Privatheitsrisiko oder das Vertrauen in den Anbieter eines vernetzten Dienstes. Weiterhin kann gezeigt werden, dass die Moglichkeit zu einer tatsachlichen Informationskontrolle zu einer signifikanten Senkung des wahrgenommenen Privatheitsrisikos sowie einer Verbesserung der Einstellung gegenuber der Nutzung eines vernetzten Dienstes fuhrt. Eine signifikante Veranderung der Nutzungsintention von vernetzten Diensten im Automobil kann durch die Moglichkeit zu einer tatsachlichen Informationskontrolle jedoch nicht nachgewiesen werden. Auf der Basis eines Vergleichs der unterschiedlichen Untersuchungskontexte der drei Studien wird ein Erklarungsansatz fur die variierenden Rollen der betrachteten privatheitsrelevanten Faktoren entwickelt. Neben Implikationen fur die Praxis werden abschliesend detaillierte Untersuchungskonzepte fur weitere Untersuchungen zur Rolle der informationellen Privatheit bei der Akzeptanz von vernetzten Diensten im Automobil abgeleitet.
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