Die Bedeutung des Bodens in der Technik und im Wirtschaftsleben der Völker

1932 
Als Schopfer und Trager der Kultur hat der Mensch sich die Natur dienstbar gemacht. Dies geschah auf Grund von Erfahrungen, die er als Lebewesen in der Natur und im Kampf mit ihr sammeln konnte. Bei den Hochkulturen liegt eine jahrtausendalte und damit breite Erfahrungsbasis sowie eine scharfe Erfassung der Naturgesetze und eine dadurch gegebene komplizierte Dienstbarmachung der Natur, eine geradezu staunenswerte Naturbeherrschung vor. Die Anfange und Grundlagen, auf denen die Naturbeherrschung der sog. Kulturvolker beruht, liegen fur die Hochkulturen zwar in Zeiten, die seit vielen Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden der Vergangenheit angehoren, und die dadurch der menschlichen Beobachtung entzogen werden. Sie sind aber doch aus Kulturformen erschliesbar, die nicht diese aufsteigende naturbeherrschende Kultuentwicklung nahmen, sondern die auf Grund verschiedener Faktoren, die teils im Menschen, teils in den Umweltsverhaltnissen, teils in historischen Umstanden liegen, eine andere kulturgeschichtliche Entwicklung einschlugen, die nicht zu der hochstehenden Naturbeherrschung der Kulturvolker fuhrte. Dies sind die Kulturen der Naturvolker, die zwar ebenfalls die Natur sich dienstbar zu machen verstanden haben, jedoch nicht in dem Umfang und in der Tiefe, wie sie bei den Hochkulturen vorliegt, die vielmehr uber Anfange der Ausnutzung der Natur nicht hinausgelangt sind1. Die Zustande bei den Naturvolkern liefern daher wertvolles Material zu Erkenntnissen uber die Grundlagen der menschlichen Kultur, auf denen auch die Kulturformen der Hochkultur beruhen. Sie gewahren damit Einblicke in die grundlegenden Erfahrungen, die der Mensch im Leben und im Kampf mit der Natur sammelte. Zugleich geben sie auch Erkenntnisse daruber, wie der Mensch durch diese Beobachtungen die Natur fur seine Zwecke unterwarf und sie sich dienstbar zu machen verstand.
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