Ist die Fachrichtung assoziiert mit der Selbstsicherheit im Umgang mit rationaler Antibiotikaverordnung?: Ergebnisse der MR2-Studien an deutschen Kliniken

2020 
Vor dem Hintergrund einer stetig zunehmenden Gesundheitsgefahrdung durch multiresistente Erreger spielt neben der Bevolkerungsaufklarung, der Fachkenntnis und der Fortbildung der Arztinnen und Arzte auch deren Selbstsicherheit eine Schlusselrolle in der klinischen Entscheidungsfindung. Die Analyse soll den Einfluss der Fachrichtung auf Unterschiede der Selbstsicherheit im Umgang mit Antibiotika und in der Selbsteinschatzung des eigenen Wissens untersuchen. Im Jahr 2015 wurden 1061 Arztinnen und Arzte der Fachrichtungen Innere Medizin, Allgemeinchirurgie, Gynakologie und Urologie mithilfe des MR2 (Multiinstitutional Reconnaissance of practice with MultiResistant bacteria)-Surveys uber ihre Einstellung und ihr Wissen zu Antibiotika und multiresistenten Erregern befragt. Ein ahnlicher Fragebogen wurde 2017 an 1268 Arzte der Anasthesiologie versendet. Es wurden vier Fragen zur eigenen Sicherheit in der Anwendung von Antibiotika und elf Fragen zur Einschatzung des eigenen Wissens uber multiresistente Erreger und rationale Antibiotikatherapie ausgewertet. Der Einfluss der Fachrichtung auf diese Items wurde mittels einer logistischen Regressionsanalyse, eines „chi square tests“ und des Kruskal-Wallis-Tests untersucht. Die Rucklaufquoten betrugen 43 % (456/1061) und 56 % (705/1268). Im Jahr vor der Umfrage haben 44 % der Nicht-Anasthesisten und 57 % der Anasthesisten keine Fortbildung zu Inhalten des Antibiotic Stewardships besucht. Im Hinblick auf die Selbstsicherheit im Umgang mit Antibiotika zeigten sich Anasthesisten (Mittelwert ± Standardabweichung: 2,53±0,54) signifikant unsicherer als ihre Kollegen (Innere Medizin: 3,10±0,50; Chirurgie: 2,97±0,44; Gynakologie: 3,12±0,42; Urologie: 3,15±0,44); dies gilt sowohl fur die nicht-adjustierten (alle p<0,001), als auch die adjustierten Vergleiche. Ahnliche Ergebnisse zeigten sich fur die Selbsteinschatzung des eigenen Wissens. Facharztstatus und der Besuch von infektiologischen Fortbildungen waren signifikant mit einem besseren Selbstbewusstsein als auch einer hoheren Selbsteinschatzung des eigenen Wissens assoziiert. Anasthesisten zeigten eine signifikant geringere Selbstsicherheit im Umgang mit Antibiotika als ihre Kollegen aus anderen Fachrichtungen. Fortbildungen zur rationalen Verordnung von Antibiotika waren mit einer hoheren Handlungssicherheit assoziiert, so dass eine Verankerung in den jeweiligen Weiterbildungsinhalten zu diskutieren ist.
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