Kindeswohlgefährdung – Ausweitung des Hellfeldes durch Neukonzeption der klinischen Kinderschutzarbeit

2020 
Das Erkennen von Kindesmisshandlungen und der Umgang damit sind Herausforderungen im arztlichen Alltag. Die Dunkelziffer bei Misshandlungen und Vernachlassigungen ist hoch. Das Ziel der Arbeit war, die Effektivitat des neu strukturierten Kinderschutzprogrammes einer grosen deutschen Kinderklinik zu untersuchen und durch die Prasentation der Vorteile der neuen Struktur die Verbesserung von Programmen fur Kinder und Mediziner in anderen Kliniken anzuregen. Es wurden retrospektiv alle Kinderschutzfalle im Altonaer Kinderkrankenhaus vor und nach Neukonzeption der Kinderschutzarbeit uber einen Zeitraum von jeweils 2 Jahren untersucht und miteinander verglichen. Die Kinderschutzgruppe war neu strukturiert worden und wurde nachfolgend von einer hauptamtlichen Kinderschutzkoordinatorin geleitet. Die Pravalenz der Verdachtsfalle und der erharteten Falle von Kindeswohlgefahrdung ist im Untersuchungszeitraum nach Neukonzeption hoch signifikant erhoht. Im Zeitraum vor der Neukonzeption wurden 24 Falle mit dem Verdacht auf Kindswohlgefahrdung untersucht, 23 erhartet, danach 124 Falle untersucht, 89 erhartet. Eine Stigmatisierung der Familien bei der Abklarung wurde trotz des signifikanten Anstiegs falsch-positiver Verdachtsfalle durch sensibles Vorgehen und eine Konfrontation erst bei Erhartung des Verdachtes vermieden. Das vorgestellte Konzept zum medizinischen Kinderschutz in Kinderkliniken scheint das Hellfeld bei Kindeswohlgefahrdung effektiv auszuweiten. Sowohl die Reduktion nichtdetektierter Falle mit der Verhinderung potenzieller Eskalation mit prolongiertem Leidensweg als auch die Verminderung der immensen gesellschaftlichen Folgekosten rechtfertigen die personellen Investitionen.
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