Die Hemmkörper‐Hämophilien. Risikofaktoren und Therapieoptionen

2006 
Bei etwa 30 % der behandelten Hamophilie-A- und 3 % der Hamophilie-B-Patienten mit jeweils meist schwerer Verlaufsform reagiert das Immunsystem mit der Bildung von Antikorpern gegen den therapeutisch verabreichten Faktor VIII bzw. IX. Diese Antikorper hemmen den verabreichten Faktor und bedingen somit die Blutungssymptomatik nichtbehandelter Hamophilie-Patienten. Die Mechanismen der Hemmkorperbildung sind noch nicht vollstandig verstanden. Als Risikofaktoren wurden bisher der Faktor-VIII-/-IX-Genmutationstyp, der Schweregrad der Hamophilie, die genetisch determinierte Reaktivitat des Immunsystems, die ethnische Abstammung und umweltassoziierte Faktoren, wie z.B. die Art der Behandlung, identifiziert. Aber auch bei uberwiegend alteren Gerinnungsgesunden konnen, wenn auch sehr selten, spontan Hemmkorper gegen den Faktor VIII gebildet werden, die meist zu lebensbedrohenden Blutungen fuhren. Auch fur diese so genannte Erworbene Hamophilie ist die Ursache noch nicht bekannt. Bei etwa 50 % der Patienten liegen maligne oder Autoimmun-Erkrankungen vor oder es ist eine Schwangerschaft vorausgegangen. Zur Behandlung der Blutungen, die bei beiden Hemmkorpertypen auftreten, werden Gerinnungsfaktoren-Konzentrate und Bypassing-Agenzien, eingesetzt. Zur Entfernung des Hemmkorpers bei der Hamophilie ist eine Immuntoleranzinduktion erforderlich, bei der uber Monate taglich hohe Faktor-VIII-Dosen verabreicht werden. Die Unterdruckung des Hemmkorpers der Erworbenen Hamophilie macht in der Regel den Einsatz aggressiver immunsuppressiver Agenzien erforderlich, nach Moglichkeit mit extrakorporalen Immunadsorption und hoher Faktor-VIII-Dosierung.
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