Zwischenstaatliche Wassernutzungskonflikte in Zentralasien

2004 
Durch die Auflosung der Sowjetunion und die damit moglich gewordene Selbstandigkeit der zentralasiatischen Republiken haben sich die Wasserprobleme verscharft. Die neuen nationalen Entwicklungsstrategien der Staaten fuhrten zu widerstreitenden Nutzungsanspruchen an die Ressource Wasser, die sich in zahlreichen bilateralen Konfliktkonstellationen manifestiert. Wasser ist seit jeher in Trockengebieten ein strategischer Rohstoff wie in anderen Regionen das Erdol und damit konflikttrachtig. Je knapper dieses Gut ist, desto groser ist die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen. Es sei darauf hingewiesen, dass Wasserkriege in der Geschichte Mittelasiens keine Seltenheit sind. So sei zum Beispiel an die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Khan von Chiva und den benachbarten Jomutenstammen um die Nutzung des Amudarja-Wassers 1850 - 1869 erinnert (Moskovskie Novostii No. 18, 1994; S. 8) oder an die wiederkehrenden Auseinandersetzungen um die Nutzung des Serafschan-Wassers zwischen Buchara und Samarkand. Haufig wurden auftretende Konflikte dadurch gelost, dass man Stadte und Oasen durch den Bau eines Staudamms von der Wasserversorgung abschnitt. Dieser Methode bediente sich aus der russische General Kaufmann im Jahre 1868, als er versuchte, Samarkand einzunehmen (vgl. Knobloch 1972, S. 146; Machatschek 1921, S. 278). Die weiterhin zunehmende Verknappung der Wasserressourcen in den Trockengebieten Zentralasien, von der vor allem Turkmenistan, Usbekistan und Xinjiang/VR China betroffen sind, erhohen die Konflikttrachtigkeit zwischen den Oberanlieger- und Unteranliegerstaaten. Eine Bedrohung durch "Wasser-Kriege" , wie sie vor allem zu Beginn der 90er Jahre prognostiziert wurde, ist jedoch unserer Einschatzung nach derzeit nicht gegeben; gewaltsam ausgetragene Konflikte auf lokaler Ebene sind dagegen nicht auszuschliesen und kommen auch vereinzelt vor. Daruber hinaus darf nicht vergessen werden, dass Wasser nicht nur Ursache fur Konflikte ist, sondern auch Anlass zur Kooperation sein kann. Im Widerspruch zu weit verbreiteten Annahmen haben zahlreiche Studien in den vergangenen Jahren aufgezeigt, dass geteilte Wasserressourcen im Allgemeinen eher zu einer Kooperation als zu Konflikten fuhren. Damit jedoch die Wasserverteilung den beteiligten Staaten nicht als "Null-Summen-Spiel" erscheint sondern als "win-win-Situation", mussen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Eine effektive Kooperation setzt den politischen Willen der Eliten und die Uberwindung von gegenseitigem Misstrauen, das die momentanen Beziehungen der zentralasiatischen Staaten untereinander pragt, voraus. Nur so ist eine Akzeptanz fur ein regionales integriertes Wassermanagement auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zu erreichen.
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