Soziodemografische und gesundheitsbezogene Merkmale der Inanspruchnahme und des Zugangs zu haus- und fachärztlicher Versorgung – Ergebnisse einer deutschlandweiten Bevölkerungsbefragung von 2006 bis 2016

2017 
Zusammenfassung Hintergrund Dieser Beitrag untersucht fur den Zeitraum von 2006 bis 2016, mit welchen soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen die Inanspruchnahme und der Zugang zur ambulanten Gesundheitsversorgung assoziiert sind. Erstmalig liegt der Fokus dabei auf den Vielnutzern von Haus- und Facharzten sowie auf Personen mit sehr langen Wartezeiten auf Arzttermine. Methoden Grundlage der Analyse bilden neun Bevolkerungsbefragungen der Kassenarztlichen Bundesvereinigung, in denen kumuliert 42.925 Personen ab 18 Jahren bundesweit telefonisch befragt wurden. Als „Vielnutzer“ wurden Befragte mit mehr als zehn Besuchen bei Haus- und Facharzten in den jeweils vorangegangenen zwolf Monaten operationalisiert. „Sehr lange Termin-Wartezeiten“ wurden kategorisiert, wenn Befragte langer als einen Monat auf den letzten Arzttermin warten mussten. Die soziodemografischen Merkmale umfassen Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Erwerbsstatus, Grose und Region des Wohnortes sowie Art der Krankenversicherung der Befragten. Als gesundheitsbezogene Faktoren wurden der subjektive Gesundheitszustand und der Grund des letzten Arztbesuchs (aktuelles Problem, chronische Krankheit, Vorsorgeuntersuchung) berucksichtigt. Die statistischen Analysen erfolgten anhand bi- und multivariater Verfahren (logistische Regressionen). Ergebnisse Inanspruchnahme: Vielnutzer von Haus- und Facharzten sind vorrangig Personen mit einem subjektiv schlechten Gesundheitszustand, Personen in Rente sowie jungere Befragte (18- bis 34-Jahrige). Hausarzte werden daruber hinaus signifikant haufiger von formal niedrig Gebildeten im Vergleich zu formal hoher Gebildeten konsultiert. Gesetzlich Versicherte zahlen ofter als privat Versicherte zu den Vielnutzern der Hausarzte, wahrend privat Versicherte haufiger Vielnutzer der Facharzte sind. Zugang: Von sehr langen Wartezeiten bei Haus- und Facharzten sind vor allem Personen betroffen, die diese aufgrund einer Vorsorgeuntersuchung aufsuchen, sowie gesetzlich Versicherte, in Ost-Deutschland lebende Personen und jene ab 60 Jahren. Uber einen Monat auf einen Facharzttermin warten auserdem formal hoher Gebildete signifikant haufiger als formal niedriger Gebildete. Im Untersuchungszeitraum hat sich der Anteil der Vielnutzer sowie derjenigen mit sehr langen Wartezeiten bei Facharztterminen unter den Befragten erhoht. Schlussfolgerung Die Befunde der Studie zeigen, dass die haufige Inanspruchnahme haus- und facharztlicher Leistungen besonders stark mit dem subjektiv schlechten Gesundheitszustand der Befragten assoziiert ist. Dies weist auf eine Priorisierung nach gesundheitlichem Bedarf hin. Um diese auch im Zugang zur ambulanten Gesundheitsversorgung zu erreichen, sind regulatorische Eingriffe erforderlich, die insbesondere fur gesetzlich Krankenversicherte, in Ost-Deutschland lebende Personen sowie Altere die Wartezeiten von uber einem Monat auf Facharzttermine verkurzen.
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