Versorgungsplanung durch datenbasierte Marktraumanalysen am Beispiel von Notfallzentren

2019 
Aktuell weist die Notfallversorgung in Deutschland vielfaltige Probleme und Ineffizienzen auf. Durch so genannte Notfallzentren soll die sektorenubergreifende, patientenorientierte Koordination der Versorgungsstrukturen verbessert werden. Im Rahmen von Simulationsanalysen – erstellt vom RWI im Auftrag der Kassenarztlichen Bundesvereinigung – werden zwei unterschiedliche Modellansatze zur Ermittlung der notwendigen Mindestanzahl solcher Notfallzentren angewendet: „Grune Wiese“ und „Reale Standorte“. Bei ersterem werden die benotigten Zentren „frei“ von derzeit vorhandenen Standorten in Deutschland verteilt, sodass eine maximale Entfernung von 30 Minuten Fahrzeit zum nachstliegenden Versorger fur 99,0 Prozent der Bevolkerung gegeben ist. Hierfur sind 337 Zentren notig. Im zweiten Ansatz wird bei der Verteilung der Zentren die in Deutschland vorhandene Krankenhausstruktur explizit berucksichtigt. Das heist, dass potenzielle Zentren nur an bestehenden und an der Notfallversorgung teilnehmenden Krankenhauser verortet werden. Hier wird das Erreichbarkeitsniveau von maximal 30 Minuten Fahrzeit fur 99,6 Prozent der Bevolkerung mit 736 Notfallzentren erreicht. In beiden Ansatzen liegt die Zahl weit unter den 1.456 somatischen Krankenhausern, die im Jahr 2014 offiziell an der Notfallversorgung teilnahmen. Diese Zahlen machen deutlich, dass eine flachendeckende Notfallversorgung mit deutlich weniger Teilnehmern moglich ware und aus wirtschaftlichen und versorgungstechnischen Gesichtspunkten sinnvoll erscheint. Je nach zugrundeliegendem Offnungszeitenmodell (derzeitige, eingeschrankte Offnungszeiten oder „24/7-Offnung“) ist der Betrieb der Notfallzentren mit hohen personellen Ressourcen verbunden, die teilweise ein nicht unerhebliches wirtschaftliches Defizit verursachen. Neben einer optimalen Verortung der an der Notfallversorgung teilnehmenden Krankenhauser und Notdienstpraxen sind auserdem eine Verbesserung der Patientensteuerung sowie klare Strukturvorgaben und Zustandigkeiten der beteiligten Einrichtungen notwendig.
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