Das Konzept der Armut in der dritten Epoche der Moderne

2011 
In der vorliegenden Arbeit wird Armut in den letzten 40 Jahren in Osterreich untersucht. In diesem Zusammenhang wird an erster Stelle dieses Phanomen aus einer soziologischen Perspektive konzeptualisiert. Zweitens werden jene Theorien herangezogen, die in dieser Zeitspanne einen gesellschaftlichen Perspektivwechsel thematisieren. In diesem Zusammenhang werden Individualisierung, Flexibilisierung und die Veranderung des sozialen Zusammenhaltes als Prozesse dieses Wandels dargestellt. Daraufhin werden diese Mechanismen auf die hier definierte Armutsbestimmung reflektiert. Die Kombination beider Theorien kann durch jenes Verstandnis des Institutionswandels erreicht werden, das diesen Einrichtungen zwei Grundeigenschaften zuschreibt. Erstens, dass sie Ausdrucke einer symbolischen Ordnung sind, und zweitens, dass sie eine Stabilitatsfunktion haben. Dadurch lassen sich die zwei Gedankengange miteinander verbinden, weil die Mechanismen des Wandels, als Ausdrucke einer neuen Ordnung, durch die Institutionen aufgrund ihres Stabilitatsstrebens aufgenommen werden. Mit einer qualitativen inhaltlichen Auseinandersetzung der rechtlichen Entwicklung der Sozialhilfe der letzten 40 Jahre einerseits und einer quantitativen Untersuchung der sozialen Ausgaben des ersten und des zweiten sozialen Netzes andererseits konnen die einzelnen Symbole in allen drei Fallen identifiziert und nachvollzogen werden. Die zwei Haupterkenntnisse dieser Arbeit, ein starker Ausbau von Aktivierung und Intensivierung der Einzelnen zur Requalifizierung auf der einen Seite und der Ruckgang der finanziellen Kompensation von individuellen Risiken auf der anderen, bewirken eine akzentuelle Verschiebung der Hilfe. Die Sozialhilfe verandert dabei ihre Funktion nicht, aber es wird ersichtlich, dass der Charakter der Hilfeleistung sich von einer materiellen Sicherung zu einer qualifikationsorientierten Selbsthilfe bewegt. In diesem Zusammenhang bedeutet das Umdenken des Sozialen einen wohlfahrtsstaatlichen Ruckzug in Bezug auf die Dekommodifizierung, aber eine wohlfahrtsstaatliche Aktivierung in Bezug auf das Produzieren dieser neuen Steuerungskultur der Selbstkontrolle- und Befahigung. Es reflektiert ein neues Beziehungsverhaltnis zwischen Staat und ihren Individuen. In diesem Sinne ist es auch legitim, ein verandertes Verstandnis in Bezug auf Armut zu behaupten, weil die als soziologisch und mit einer gesamtgesellschaftlichen Reichweite bestimmte Reaktion darauf einen neuen Inhalt annimmt.
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