Erhöhte Frakturneigung bei einer 67jährigen Patientin mit Hypokalzämie unklarer Ätiologie

1999 
Eine 67jahrige Patientin wird nach Auftreten mehrerer pathologischer Frakturen vorgestellt zur Abklarung einer unklaren Hypokalziamie. Als Leitbefunde zeigte sich ein deutlich erniedrigtes Serum-Kalzium bei fast normalem Serum-Phosphat und deutlich erhohtem Parathormon. Des weiteren bestand ein erniedrigter 25-Hydroxy-Vitamin D3-Spiegel bei normalem 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3, die Marker fur den Knochenabbau unter antikonvulsiver Dreifach-Medikation aus Carbamazepin, Phenobarbital und Valproinsaure waren deutlich erhoht. Der wesentliche Befund fur die Diagnose einer Osteopathia antiepileptica war die typische Knochenhistologie. Bei der Osteopathia antiepileptica handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen. Moglicherweise kommt es durch Induktion von mikrosomalen Enzymen in der Leber zu einer verminderten Produktion von 25-Hydroxy-Vitamin D3 mit gleichzeitiger Aktivierung von Nebenwegen des Vitamin D-Stoffwechsels. Die Bedeutung des 25-Hydroxy-Vitamin D3 liegt in der Kalziumabsorption aus dem Darm und im Kalziumeinbau in die Knochenmatrix. Als weitere mogliche Ursache wird eine verminderte elektrische Koppelung zwischen osteoblastahnlichen Zellen diskutiert. Differentialdiagnostisch in Betracht zu ziehen sind alle Stoffwechselerkrankungen, die mit einer Hypokalziamie einhergehen konnen wie z.B. Malabsorptionssyndrome, Hypoparathyreoidismus, Pseudohypoparathyreoidismus und chronische Niereninsuffizienz. Therapeutisch stehen die Vitamin D3- und Kalzium-Substition im Vordergrund. Bei den neueren Antiepileptika (z.B. Felbamat) ist das Auftreten einer Osteomalazie bisher nicht beschrieben worden.
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