"...ibu dû mî ệnan sagês, ik mî dê ôdre uuêt": zur Syntax des Hildebrandliedes: eine Fallstudie

2000 
Wenn man die syntaktischen Eigenschaften des Hildebrandliedes betrachtet, so zeigen sich einerseits Eigenschaften, die auch fur die Syntax des Nhd. charakteristisch sind: von Komplementierern eingeleitete Nebensatze, Deklarativsatze im Verb-Zweit-Format, Argumentstrukturen von Verben und Adjektiven, Attributions- bzw. Modifikationsverfahren. Andererseits werden Eigenschaften sichtbar, die im Nhd. verlorengegangen oder ausgedunnt worden sind: Deklarativsatze im Verb-End-Format, Pro-drop-Phanomene (in finiten Satzen), nicht prapositional regierte Adverbiale (in Gestalt von NP mit reinen Kasus), artikellose Nominalphrasen (insbesondere solche mit definiter Interpretation). Die Betrachtung lehrt, dass auch uber einen zeitlichen Abstand von mindestens zwolfhundert Jahren und trotz verschiedener Wandlungen, die zu syntaktischer Diskontinuitat fuhren, syntaktische Kontinuitat erkennbar bleibt, und zwar in einem Mase, das man angesichts der ungeheuer verfremdenden phonologischen, morphologischen und lexikalischen Veranderungen, die einem heutigen, sprachhistorisch nicht geschulten Muttersprachler das Hildebrandlied als einen Text von einem anderen Stern erscheinen lassen, nicht erwarten mag, in einem Mase, das allerdings denjenigen Linguisten nicht so sehr uberraschen wird, dessen Blick durch universalgrammatische Einsichten der letzten Jahrzehnte gescharft worden ist fur Invarianzen und Kontinuitaten.
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