Das Gewicht der Schweiz: Eine quantitative Synthesestudie zum Body Mass Index und Bauchumfang sowie den damit verbundenen Kofaktoren bei erwachsenen Männern und Frauen in der Schweiz

2020 
Ubergewicht wird multifaktoriell verursacht und hat in der Schweiz seit den 1990er Jahren stark zuge-nommen. Eine breit abgestutzteUntersuchung der involvierten Kofaktoren wurde es ermoglichen, Risi-kofaktoren und damit auch Interventionsprogramme praziser als bisher zu definieren. Fur die erwachsene Bevolkerung in der Schweiz wurden bisher die bestehenden gesamtschweizerischen bevolkerungsweiten Studien zu Ubergewicht noch nie zusammengefasst in einer Synthesestudie ausgewertet. Wir haben alle uns bekannten gesamtschweizerischen und bevolkerungsbezogenen Studien aus den Be-reichen Gesundheit, Ernahrung und Wirtschaft zusammengetragen,die auch Informationen uber den Body Mass Index (BMI) sowie wenn moglich auch zu Bauchumfang/Taillenumfang (Waist Circum-ference, WC) und Waist-to-Height-Ratio (WHtR) enthielten. Eingeschlossen wurden die Nationale Er-nahrungserhebungSchweiz (menuCH, 2014/2015), die Schweizerischen Gesundheitsbefragungen 2012 und 2017, das Swiss Household Panel 2013-2017, die Schweizer Erhebung uber Einkommen & Lebens-bedingungen (SILC, 2017), das Swiss Food Panel (2010 und 2017) sowie der Swiss Survey on Salt Intake (2010/2011). Wir haben die mehrheitlich reprasentativen Datensatze nicht gepoolt, sondern mittels mixed multinomial logistic Regressionsanalysen ubergreifende Gesamteffekte geschatzt. Zusatzlich haben wir die anthropometrischen Monitoring-Daten der Stellungspflichtigen 2019 vergleichend hinzugezogen. Grundsatzlich sind von zehn erwachsenen Menschen in der Schweiz rund drei Personen (31.7 %) von Ubergewicht und rund eine Person (11.2 %) von Adipositas betroffen. Die Analyse der acht bevolke-rungsbasierten Studien zeigt, dass die Kofaktoren Geschlecht, Alter, Bildung, Korperhohe, Sprachregion und korperliche Aktivitat signifikant mit dem BMI zusammenhangen. Betrachtet man auch die Kofakto-ren, welche nicht in allen Studien erhoben worden sind, dann finden sich weitere signifikante Assoziati-onen zu Stadt/Land, Nationalitat, Fleischkonsum, Konsum von Sussgetranken, Einhalt der Empfehlungen zu korperlicher Aktivitat, selbsteingeschatztem Gesundheitszustand und Schlafstorungen. Die Daten der Stellungspflichtigen furdie Armee decken sich in der Aussagerichtung weitgehend mit diesem Bild: Der BMI der jungen Schweizer Manner 2019 ist assoziiert mit Alter, Korperhohe, Sprachregionen, Stadt/Land, soziookonomischem Berufsstatus, soziookonomischem Nachbarschaftsindex, Blutdruck und Leistung im Sporttest. Die vergleichende Analyse zwischen BMI, WC und WHtR in den beiden popula-tionsbasierten Studien menuCH und Swiss Salt Survey sowie bei den Stellungspflichtigen zeigt einerseits eine weitgehende Kongruenz zwischen den anthropometrischen Massen auf, anderseits aber auch den Mehrwert des WHtR, welcher den WC relativiert zur Korperhohe und zu mehr akzentuierten Koeffizien-ten fuhrt. Unsere Resultate zur Bedeutung der Korperhohe als relevanter Kofaktor bestatigen, dass es sich beider Pravention von Ubergewicht gleich mehrfach lohnt, bereits im Kindesalter anzusetzen: Einerseits wird dadurch ein gunstiger kindlicher Gesundheitsstatus(Balance zwischen Ernahrung, Bewegung und Ge-sundheit) gefordert, welcher sich auch auf das Wachstumauswirkt, andererseits werden damit fruh ge-sundheitsrelevante Verhaltensmuster erlernt (Ernahrung, Schlaf, Bewegung), was ebenfalls bis ins Er-wachsenenleben nachwirkt. Dieser Ansatz ist ganz im Sinne des Life Course Approach to Health, wie er beispielweise auch in der NCD-Strategie des Bundesrates eingeflossen ist. Weiter haben sich in unseren Modellen die soziodemografischen Faktoren als besonders wichtig herausgestellt. Zukunftige Studien solltenInteraktionen zwischen soziodemografischen Faktoren, Lebensstilfaktoren und Gesundheitsfakto-ren, welche fur einzelne Datensatze gut dokumentiert sind, ebenfalls im Sinne einer Synthese uber ver-schiedene Datensatze hinweg untersuchen. Unsere Ergebnisse schlagen vor, dabei ein besonderes Augen-merk auf Sussgetranke,Schlafstorungen und den selbsteingeschatzten Gesundheitszustand zu legen.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []