Landnahmen, lokale Wissensordnungen und Widerständigkeiten in Amazonien

2020 
Widerstandige Praktiken und lokale Wissensordnungen von Indigenen, traditionellen Gemeinschaften und kleinbauerlichen Bewegungen sind in Brasilien seit Jahrhunderten eng mit Auseinandersetzungen um Landzugangs- und Landnutzungsrechten verbunden. In der brasilianischen Verfassung von 1988 werden die spezifischen Landrechte wie kollektive Landzugangsrechte traditioneller Gemeinschaften garantiert. Sie sind hart erkampfte Errungenschaften eines Projekts, welches Brasilien als soziale Einheit sieht und auf eine zunehmende demokratische Teilhabe aller ausgerichtet ist. Diese Landrechte werden unter der Regierung des rechtsradikalen Prasidenten Jair Messias Bolsonaro infrage gestellt und unterhohlt. Im vorliegenden Artikel wird in Anknupfung an die Interpretationen der fortgesetzten ursprunglichen Akkumulation von Massimo De Angelis argumentiert, dass die Bolsonaro-Regierung eine Landnahme angestosen hat, die einige Kontinuitaten zu den Landnahmen der 1970er Jahre unter der Militardiktatur aufweist. Darin kommt die Idee eines „Kern-Brasiliens“ zum Ausdruck, dessen Fortschritt unter Ausschluss oder Assimilierung der „ruckstandigen“ Gruppen und traditionellen Gemeinschaften vorangetrieben werden soll. Allerdings ist der Ausgang dieses Landnahmeprojekts ungewiss, denn es bilden sich Widerstandigkeiten und breite Allianzen, die „das Soziale“ verteidigen – auch im sozial-okologischen Sinne fur zukunftige Generationen.
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