Der Verlauf der kindlichen Tuberkulose im Spiegel der Steroidausscheidung

Bei 50 Kindern und Jugendlichen (22 mannliche, 28 weibliche) mit teils primarer, teils sekundarer Tuberkulose wurden bei laufender, sich zum Teil uber viele Monate erstreckender endokrinologischer Untersuchung insgesamt uber 1250 Steroidanalysen im Harn durchgefuhrt, uberwiegend 17-Ketosteroid-Analysen, in geringerer Zahl auch solche der Corticoide, der sauren Ketosteroide und auf Dehydroisoandrosteron. In den katabolen Phasen der Tuberkulose (exsudativentzundliche, destruierende Prozesse) betrug die 17-Ketosteroid-Ausscheidung im Mittel 54% der bei Gesunden gleichen Alters zu erwartenden Normalausscheidung; dagegen lag die Ausscheidung in den anabolen Phasen (mit nichtentzundlichen produktiven Vorgangen) im Mittel bei 88%. Bei ungunstigem Verlauf wurde vor allem auch eine Dissoziation von erniedrigten 17-Ketosteroiden zu relativ erhohten Corticoiden gefunden. Die Steroidbestimmungen erwiesen sich als wertvoller Beitrag zur Aktivitatsbeurteilung des tuberkulosen Prozesses, sie erleichterten die Entscheidung uber den Zeitpunkt und die Art der anzuwendenden Therapie. Fur den Zeitpunkt der Entlassung des Kranken aus der stationaren Behandlung wie auch der beruflichen Belastbarkeit gaben sie zuverlassige Hinweise. Je groser die Zahl der Analysen und je langer der Zeitraum der laufenden Bestimmungen ist, um so sicherer konnen die Folgerungen gezogen werden. Auf den Einflus der Pubertat, endokriner Storungen, interkurrenter Infekte und der Kollapstherapie auf die 17-Ketosteroid-Ausscheidung wird an Hand eigener Beob-, achtungen hingewiesen; die Zusammenhange zwischen Witterung und Tuberkuloseverlauf und die dadurch bedingte Veranderung der Hormonausscheidung werden erortert. Es wird betont, das die Aktivitatsdiagnose nicht allein auf Grund von Steroidbestimmungen moglich ist. Diese sind nur ein Zeichen neben anderen, die in ihrer Gesamtheit die Synthese zur klinischen Diagnose ermoglichen.