Werkzeugkasten Naturschutzgenetik: eDNA Amphibien und Verbund

2019 
Die Aufgabe, Gelder moglichst wirksam und am richtigen Ort einzusetzen, stellt im Naturschutz angesichts der beschrankten Mittel und des gleichzeitig grossen Handlungsbedarfs eine besondere Herausforderung dar. Problematisch ist beispielsweise, dass bei der Biodiversitatsforderung oftmals eine Wirkungskontrolle der Massnahmen schwierig oder mit grossem Aufwand verbunden ist. Die in den letzten Jahren zunehmend angewandten genetischen Methoden zum Nachweis von Arten sowie zur Erfassung von Vernetzung von Populationen und Lebensraumen haben gezeigt, dass die Anwendung der Genetik die Naturschutzpraxis bei verschiedenen Fragestellungen wesentlich unterstutzen kann. Noch werden aber genetische Methoden in der Naturschutzpraxis selten angewandt. Der neu entwickelte Werkzeugkasten Naturschutzgenetik bietet der Naturschutzpraxis Ablaufe beziehungsweise Workflows an, welche es erlauben genetische Methoden im Naturschutz routinemassig einzusetzen. Hauptbestandteil des Werkzeugkastens Naturschutzgenetik sind bezuglich Aufwand und Ertrag erprobte, einfache und transparente Workflows mit illustrierten Anleitungen fur das Probenahmedesign, das Sammeln von Proben im Feld, die Analysen im Labor, standardisierte statistische Auswertungen sowie die einfache benutzerorientierte Darstellung der Resultate und deren Interpretation zuhanden der Naturschutzpraxis (Bund, Kantone, Umweltburos, NGOs). Das gezielte Ausrichten auf fur den Naturschutz wichtige und relevante Fragestellungen tragt dazu bei, das Potential der genetischen Methoden fur den Alltag im Naturschutz nutzbar zu machen und die Naturschutzgenetik in der Praxis zu etablieren. Es wurden zwei Ablaufe oder Workflows fur den routinemassigen und standardisierten Einsatz von genetischen Methoden im Naturschutz eingefuhrt (fur aktuelle Informationen siehe www.naturschutzgenetik.ch). Erstens wurde ein genetischer Nachweis der in der Schweiz in Weihern und Teichen vorkommenden Amphibienarten aufgrund von eDNA (Umwelt-DNA) aus Wasserproben etabliert. Damit konnen auch Amphibienarten nachgewiesen werden, die mit herkommlichen Methoden nur schwer nachweisbar sind (z. B. Kammmolch, Triturus cristatus, Teichmolch, Lissotriton vulgaris) oder im Feld morphologisch nicht unterscheidbar sind (z. B. invasive Wasserfrosche, Pelophylax sp.). Zweitens wurde ein Workflow fur die Untersuchung von Vernetzung beziehungsweise Isolation von Populationen und Lebensraumen mittels genetischer Methoden (Mikrosatelliten) entwickelt. Zurzeit sind genetische Methoden die einzigen, welche allgemein und fur alle Organismengruppen mit vertretbarem Aufwand anwendbar sind, um Vernetzung auf Landschaftsebene festzustellen. Die beiden entwickelten Workflows sind so konzipiert, dass sie auf viele Ziellebensraume und Zielarten des Naturschutzes ubertragbar sind. Der Werkzeugkasten Naturschutzgenetik ist somit einfach erweiterbar. Bereits wird der Workflow eDNA aufgrund des Interesses von AnwenderInnen um weitere Organismengruppen (z. B. Libellen) erweitert. Mit dem Werkzeugkasten Naturschutzgenetik soll es gelingen, die Nutzung der Naturschutzgenetik mit ihren vielfaltigen Anwendungsmoglichkeiten in der Naturschutzpraxis in der Schweiz zu verankern.
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